ZWEITES KAPITEL.
Von den Entwicklungsbedingungen des Seelenlebens.

§. 39.
Die Verschiedenheit der Tierseelen und die Instinkte.

451. Die allgemeinen psychischen Tätigkeiten, die wir bisher geschildert, finden wir in den verschiedenen Klassen der Tierwelt zu höchst abweichenden Formen der Gesamtentwicklung des geistigen Lebens verflochten. Nicht allein in den mannigfachsten Graden der Intensität sehen wir die einzelnen Fähigkeiten kombiniert, sondern ein durchgreifender Gegensatz bildungsfähigen Seelenlebens und feststehender Instinkte scheint uns in der ganzen Reihe der tierischen Wesen zu herrschen. Einem genau bestimmten Plane streben die instinktartigen Handlungen in allen Individuen derselben Gattung überall mit derselben unveränderlichen Notwendigkeit zu, und doch sind sie nicht bloß der Ablauf eines Mechanismus, dem jede psychische Bestimmung fehlt. Denn wie fest bestimmt auch im Allgemeinen das Verfahren dieser rätselhaften Triebe ist, so sehen wir doch nicht selten die Tiere in der Auswahl ihrer Mittel Rücksicht auf die veränderliche Lage der Umstände nehmen, und nie ist ihr Benehmen dem einer Maschine ähnlich, die eine vorherbestimmte Reihenfolge von Bewegungen abspielt. Sie wiederholen das Mißlungene, überwinden unvorhergesehene Widerstände durch extemporierte Mittel, ergänzen das Mangelhafte, und obgleich sie nie zu Abänderungen ihrer Ziele und zur Weiterentwicklung ihrer Ideen übergehen, so wenden sie doch zur Erreichung der einmal feststehenden Zwecke alle die freie Überlegung an, deren sie nach ihrer sonstigen Organisation und nach dem Reichtume ihrer Erfahrungen fähig sind. Wir sehen sie dabei in Übereinstimmung handeln mit Umständen, die sich in der Natur außer ihnen einfinden, und dass sie durch Wahrnehmungen derselben geleitet werden, scheint aus den Irrtümern hervorzugehn, denen auch sie zuweilen, verführt durch einen gleichen Anschein verschiedenartiger Reize unterliegen. So stellen sich uns diese Tiere als getrieben von einer Traumidee dar, zu deren Verwirklichung sie mit dem Grade der Willkür, mit dem überhaupt die lebendigen Wesen ihre Handlungen zu berechnen pflegen, alle Mittel ihrer übrigen psychischen Organisation aufbieten, während der Inhalt dieses Traumes selbst in allen Individuen derselben Gattung unvermeidlich entsteht und einen außer aller Frage und willkürlichen Wahl liegenden Zielpunkt ihrer Strebungen bildet.

452. Wie sehr Vorstellungen, auf irgend eine Weise längere Zeit im Bewußtsein unterhalten, sich zu herrschenden Machten über unsere Strebungen machen, und wie wenig auch an unsern Handlungen ein wirklich freier Entschluß beteiligt ist, haben wir in der Betrachtung der Bewegungen hinlänglich gesehen. Kaum dürfte daher in dem scheinbaren Widerstreite zwischen zwangsmäßiger Äußerung und willkürlicher Selbstbestimmung ein besonderes Rätsel der Instinkte liegen; der Hauptpunkt der Frage ist vielmehr der Grund, welcher in allen Individuen derselben Gattung mit so merkwürdiger Konstanz stets dieselbe Vorstellung der auszuführenden Handlung oder das Motiv zur Ausübung einer Reihe speziell bestimmter Bewegungen entstehen läßt. Bei der unendlichen Fülle der Erscheinungen und der Schwierigkeit ihrer genauen Beobachtung ist eine hinreichende Lösung dieser Aufgabe bisher nicht gelungen, doch müssen wir wenigstens die Erklärungsmittel anführen, die wir im Allgemeinen als zulässig betrachten dürfen, wenn es gleich unmöglich bleibt, im Einzelnen nachzuweisen, wo das eine oder das andere Anwendung finden kann. Die großen Verschiedenheiten der körperlichen Organisation lassen uns zuerst in ihr Motive vermuten, welche die Bildungsfähigkeit der Seele oder ihre instinktiven Neigungen begründen, teils durch Herstellung von Organen, welche einzelnen Tierklassen Erfahrungen zuführen, die andern fehlen, teils durch eine Struktur der Zentralorgane, welche die Verarbeitung der gewonnenen Eindrücke hindert oder fördert; teils endlich durch Einrichtungen, die auch ohne Wechselwirkung mit der Außenwelt der Seele eine Welt subjektiver Anregungen gewähren, aus denen sich beständige Beweggründe zur Ausführung unveränderlicher typischer Handlungen entwickeln. Schwierig nachweisbar, stehen doch diese anatomischen Grundlagen dem Fortschritte der Untersuchung wenigstens offen; aller Erfahrung entzogen bleibt dagegen die ursprüngliche Verschiedenheit der Seelen und ihr Einfluß sowohl auf die Form der unmittelbaren Reaktion gegen äußere Reize als auf den Zusammenhang, nach welchem jede Seele ihre inneren Zustände untereinander verknüpft. Obgleich wir voraussetzen müssen, dass eine allgemein gültige Mechanik alles Seelenleben in der Welt beherrscht, so wird doch hier wie in der physischen Natur die Gestalt der Erfolge von dem Charakter der Elemente abhängig sein, auf welche die allgemeinen Gesetze sich anwenden, und wir haben keinen Grund, die Gegenwart spezifischer Koeffizienten auszuschließen, durch welche die Seelen einzelner Gattungen, vielleicht selbst einzelner Individuen ihre Entwicklung wesentlich mitbedingen.

453. Auch von unsern eignen Handlungen bleiben uns die Motive häufig verborgen; nach langer Übung der Erfahrung, deren einzelne Momente unbeachtet vorübergingen, finden wir uns im Besitze von Fertigkeiten, deren Erwerbung wir nur durch wissenschaftliche Reflexion erklären können. Auffallender müssen uns natürlich Handlungen der Tiere sein, die eine Kenntnis äußerer Verhältnisse verraten, ohne dass wir den Weg sehen, auf dem sie ihnen zu Teil wurde. Eine unmittelbare Sympathie scheint hier die Tiere dazu zu drängen, in Einklang mit der Umgestaltung der äußern Welt zu handeln, ohne dass eine physische Wechselwirkung ihnen die Wahrnehmung derselben verschafft hätte. Dennoch findet diese Vermittlung gewiß statt und wir irren uns, wenn wir die Ausbildung unserer eigenen Sinnlichkeit als maßgebend für alle Organisationen betrachten. Die höheren Sinne, durch welche wir ein weit ausgedehntes Reich der Objekte zu einer anschaulichen Weltauffassung verknüpfen, schwinden allmählich in den niedern Klassen der Tierreihe; andere Sinne erfreuen sich dagegen vielleicht einer höheren Entwicklung, angemessen dem abweichenden Lebensplane, der diesen Geschöpfen vorgezeichnet ist. Manche physische Prozesse, die unserer Auffassung entgehn, dürften in niedern Tieren Organe antreffen, durch welche sie lebhaft wahrgenommen und zu den wichtigsten Elementen des Vorstellungslaufs ausgebildet werden. Für chemische Vorgänge ist nur unser Geschmacksnerv einigermaßen empfänglich; die vielfachen Veränderungen, welche der elektrische Zustand der Atmosphäre erfährt, entgehen uns fast ganz, eine Menge kleiner mechanischer Erschütterungen der umgebenden Medien empfinden wir nicht mehr, sondern vermuten sie nur im Zusammenhange physikalischer Theorien. Dennoch ist es kaum glaublich, dass alle diese Prozesse überhaupt nirgends von einer psychischen Substanz verinnerlicht werden sollten; gewiß darf man voraussetzen, dass alles Geschehende auch empfindbar ist. Leicht mögen daher manche niedere Tierklassen mit einer scharfen Wahrnehmungsfähigkeit z. B. für alle jene feinen Wandlungen meteorologischer Prozesse begabt sein, welche die nächsten begünstigenden und störenden Bedingungen ihrer Existenz bilden. Unvermögend, durch eine weitreichende Fernsicht der Sinne ein anschauliches Weltbild zu gewinnen, nehmen sie vielleicht um so erschöpfender und in uns unbekannten Formen jene kleinen Veränderungen wahr, die in dem engen und beschränkten Horizont ihres Daseins sich ereignen. Wenig Grund haben wir deshalb, die Voraussicht nahender Naturveränderungen oder die Übereinstimmung zwischen ihnen und den Instinkthandlungen der Tiere auf einen unmittelbaren sympathischen Nexus zu deuten. Jene Voraussicht ist nicht das Vorgefühl einer noch unwirklichen Begebenheit, sondern die Wahrnehmung ihrer schon wirklichen Vorboten; diese Übereinstimmung das Resultat von Eindrücken, welche eine für manche uns unbekannte Einflüsse reizbare Sinnlichkeit ihnen zuführt. Die unbegrenzte Mannigfaltigkeit, die wir in der verschiedenartigen Gestaltung der Sinne als möglich ansehn müssen, wird überall hinreichen, um diese oft überraschende Eigentümlichkeit des Instinktes zu deuten.

454. Die weitere Verarbeitung gewonnener Erregungen hängt nach unsern früheren Betrachtungen in hohem Masse von dem Grade der Gefühlsaffektion ab, die jede einzelne Empfindung begleitet. Auch in dieser Hinsicht kann die eigentümliche Beschaffenheit der körperlichen Organisation Reichtum und Richtung des Vorstellungsverlaufes mitbestimmen. "Bei den hirnlosen Tieren und bei denen, welche nur die ersten Rudimente eines Hirnes besitzen, ergibt sich das Dumpfe des Gefühls aus den geringen Folgen mechanischer Verletzungen, welche in den Gang des tierischen Strebens oft sehr wenig eingreifen. Abschneiden von Gliedern hat bei Polypen, Seesternen und andern niedern Tieren so wenig Effekt, dass man ihr Vermögen, zu empfinden, hieraus allein nicht würde folgern können. Blutegel fahren fort zu saugen, wenn man ihnen das Schwanzende abschneidet; Insekten fahren nach Verlust eines Beines fort zu fressen, und selbst Frösche verbleiben nach Verlust eines Gliedes in dem Akte der Paarung. Es ist unverkennbar, dass mit der vollkommneren Entwicklung des Gehirns das Gefühl lebhafter wird, am lebhaftesten bei den durch ihren Hirnbau so sehr bevorzugten Vögeln und Säugern; die Zahl der Affekte und der Triebe wächst in gleichem Maße. Bei den hirnlosen Tieren fehlt dem Anschein nach sogar der Geschlechtstrieb; das Streben nach Nahrung und die Unlust am Schmerz sind vielleicht die einzigen psychischen Regungen. Mit dem Auftreten eines Hirnknotens bei den Cephalophoren und Annulaten tritt dann der Geschlechtstrieb auf, zu welchem sich bei einigen Insekten offenbar noch der Affekt des Zornes gesellt." (Volkmann in Wagners HWBch. I, S. 567.) Man kann indessen zweifeln, ob diese Erscheinungen eine Stumpfheit des Gefühls im Allgemeinen beweisen; sie verbieten die Annahme nicht, dass andere einzelne Erregungen im Gegenteil mit großer Stärke der Affektion empfunden werden. Machen wir diese Voraussetzung, so wird die Einförmigkeit der Wahrnehmungen überhaupt, die Apathie, mit der die meisten, die ungewöhnliche Gefühlsgröße dagegen, mit der einzelne aufgefaßt werden, notwendig den Vorstellungslauf der niedersten Tiere zu großer Monotonie herabdrücken und einer freien weiteren Verarbeitung der Eindrücke entgegenstehen. Die Organisation des Nervensystems, wo es sich noch vorfindet, ist damit in Einklang. In höheren Tieren so zentralisiert, dass die einzelnen Erregungen in das Ganze des organischen und des geistigen Lebens intussuscipirt werden, und die Rückwirkung aus diesem Ganzen erfolgen kann, zerfällt es in den niedern Klassen in mehrere einzelne juxtaponirte Zentralorgane, die dürftig, wie es scheint, untereinander verbunden, die Bewegungen, denen sie gebieten, ziemlich unmittelbar auf den Anstoß der äußern Reize hervorbringen. Diese Spontaneität, mit welcher die auszuführenden Rückwirkungen sich von selbst in Gang setzen, muß ebenfalls die Seele an eine typische Form ihres Verfahrens gewöhnen; sie kann mehr nur den Handlungen zusehen, welche ihr die physische Organisation ihres Körpers suggeriert, als dass sie im Stande wäre, sie nach Maßgabe wachsender Erfahrung zu leiten. In der aufsteigenden Reihe der Geschöpfe sehen wir so die größte und vielseitigste Bildungsfähigkeit gerade dem Menschen eigen, dessen lange, unbehilfliche Kindheit der Aufsammlung der Erfahrungen günstig ist, und den nur wenige Spuren von Reflexbewegungen an der freien Übung und Kombination seiner Handlungen hindern.

455. Wir haben auch abgesehen von aller Wechselwirkung mit der Außenwelt die Eigentümlichkeit der körperlichen Organisation als eine mögliche Quelle einer subjektiven Vorstellungswelt bezeichnet. Nur eine einzige nähere Andeutung läßt sich dieser allgemeinen Bemerkung hinzufügen. In den höheren Tieren ist die Gesamtheit der vegetativen Verrichtungen durch die Abgeschlossenheit des Gangliensystems dem Bewußtsein entzogen; es ist nicht nötig, dass dieselbe Einrichtung durch die ganze Tierwelt gehe. Wir dürfen vielmehr annehmen, dass in niedern Tieren, in welchen dieser Gegensatz der cerebrospinalen und der sympathischen Nerven wegfällt, auch die inneren vegetativen Veränderungen des Körpers Gegenstände einer irgendwie beschaffenen Perzeption und dadurch auch Motive mannigfaltiger Triebe werden. Viele jener Instinkthandlungen, welche sich auf die Fortpflanzung und auf die Gestaltmetamorphosen dieser Tiere beziehen, würden auf solche Weise einen begreiflichen Ausgangspunkt gewinnen. Da ferner gerade die vegetativen Funktionen eine Reihe gesetzmäßig verbundener, bald periodisch wiederholter, bald sich weiter entwickelnder Prozesse bilden, so könnte die Wahrnehmung derselben dem Bewußtsein nicht nur beständige Beschäftigung gewähren, sondern im Verein mit entsprechenden Reflexbewegungen eine bestimmte Sukzession von Trieben bedingen, deren Gesamteffekt das Ganze der Instinkthandlung sein würde. Solche Verhältnisse können nicht allein in den niedersten Tieren vorkommen; die Verbindungen, welche zwischen den sympathischen Nerven und dem Gehirn obwalten, sind vielleicht in den verschiedenen Gattungen auch der höhern Tiere mannigfach abweichend, und bald der eine bald der andere Teil des vegetativen Daseins könnte durch sie zu einer kräftigeren Mitbestimmung des psychischen Lebens zugelassen werden.

456. Man wird keinen Augenblick verkennen, wie unzureichend schließlich doch alle diese Gesichtspunkte sind, um die sonderbaren Einzelheiten der Instinkte zu erklären. Die Melodie, welche eine Vogelgattung beständig reproduziert, die Form der Zellen, welche die Biene baut, die künstlichen Dämme des Bibers, die Struktur eines Spinngewebes, die ganze politische Ordnung eines Bienenstocks, die geselligen Verhältnisse eines Ameisenvolkes, das Alles ist offenbar diesen Prinzipien der Erklärung weit überlegen, und am wenigsten würde eine rein mechanistische Theorie zur Erläuterung solcher Erscheinungen zureichen. So hat man denn längst in ursprünglichen Verschiedenheiten der Seelen, in angeborenen Ideen, welche jede Gattung zu ihren Werken trieben, den Grund dieser auffallenden Leistungen gesucht. Die neuere Zeit hat mit Recht an dem unpassenden Ausdrucke dieser Ansicht Anstoß genommen, und mit Unrecht den wahren Gesichtspunkt bestritten, den sie doch einschließt. Gleichartige Seelen überall anzunehmen und sie in äußerlicher Weise mit eingeprägten Ideen begabt zu denken, ist allerdings untunlich; dagegen ursprünglich abweichende Naturen der Seelen vorauszusetzen, die im Laufe ihrer Entwicklung durch äußere Lebensverhältnisse notwendig zu eigentümlichen und spezifischen Vorstellungskreisen, Träumen und Begehrungen gelangen müssen, ist nicht unmöglich, sondern die einfachere Annahme, und ihr steht die Gleichheit aller Seelen als ein weniger wahrscheinlicher Fall gegenüber. Aber wenn wir uns auch zu dieser Annahme mit Recht flüchten, so ist doch der Vorteil, den sie für die wirkliche Erklärung bietet, ganz illusorisch. Wir können uns nicht einbilden, dass die letzten völlig ausgearbeiteten Muster, die der Instinkt befolgt, und die wir allein kennen, einen ursprünglichen und charakteristischen Inhalt der Tierseele bilden. Die Vorstellung einer sechsseitigen Zelle kann nicht etwas sein, was unmittelbar aus dem Wesen der Bienenseele folgt, die einer konischen Erdvertiefung ist nicht die kurze Folge der psychischen Natur des Ameisenlöwen, die Melodie des Nachtigallengesanges nicht der volle oder auch nur der nächste Ausdruck ihrer Seele. Diese letzte Gestalt der Instinktidee, so wie sie unmittelbar den Handlungen als Muster vorschwebt, kann nur als ein Resultat angesehn werden, welches aus einer einfacheren und allgemeineren, das Wesen der Seele wirklich ausmachenden Bestimmung durch den Hinzutritt noch vieler andern Bedingungen hervorgebracht worden ist. Wir aber kennen weder jenes Wesen, noch diese Mitbedingungen. Suchen wir sie in den Erfahrungen des Lebens, und in den Assoziationen, die sich aus ihnen bilden, so begreifen wir die Konstanz nicht, mit der die Triebe in jedem einzelnen Exemplare der Gattung sich wiedererzeugen. Denn wie ähnlich auch die Lebensumstände der Einzelnen sein mögen, sie sind doch weder so einförmig, noch enthalten sie wenigstens für unser Verständnis so ausgezeichnete Tatsachen, dass ihre Wahrnehmung auf kurzem Wege zu den Mustern jener Kunsttriebe führen könnte. Auf Unterweisung und Nachahmung beruhen die Instinkte ebenso wenig; obgleich die Fertigkeit ihrer Ausübung durch Anlernung unterstützt werden mag, so finden wir doch, dass dieselbe Tiergattung in verschiedenen Weltteilen dieselben Kunstwerke ausführt, während oft verschiedene Spezies derselben Gattung sich auf ebenso beständige Weise durch Eigentümlichkeiten ihrer Triebe unterscheiden. Nicht minder steht die Unveränderlichkeit der Instinkte dieser Erzeugung durch Lehre gegenüber; eine Seele, welche so schnell eine so große Mannigfaltigkeit feiner Bewegungen erlernte, könnte nicht wohl eine Sättigungskapazität besitzen, die sie nach Erreichung dieses Zieles zum Stillstand nötigte; sie würde weiter reflektieren und die Werke der Triebe würden sich von Generation zu Generation ändern, obgleich sie vielleicht einer Verbesserung überhaupt nicht fähig sind. So werden es denn zuletzt doch immer körperliche Strukturverhältnisse sein, von denen man erwartet, dass sie durch ihren Einfluß die Seele der Tiere zu bestimmten Vorstellungen drängen, und auf einem langen Umwege, unterstützt vielleicht durch jene spezifische Natur der einzelnen Seele, das letzte bewegende Musterbild erzeugen, welches allzu bequeme Ansichten sogleich in seiner Endgestalt der tierischen Seele angeboren nannten. (Vgl. Instinkt in Wagners HWBch. II, S. 191.)

457. Wenden wir uns von diesen Rätseln, die im Einzelnen unlösbar sind, zu den Verschiedenheiten, welche die allgemeine Intensität der geistigen Verrichtungen in der Tierreihe zeigt, so finden wir auch hier alle Versuche, die Proportionen zwischen psychischer Vollkommenheit und den Ausbildungsgraden der Zentralorgane festzustellen, bisher gescheitert. Man hielt es für möglich, von der größeren Masse des Gehirns größere Fähigkeit abzuleiten; übertrifft indessen an Gewicht das menschliche Gehirn (über 3 Pfund) das der Pferde und Rinder (gegen 2 Pf.), so wog doch ein Walfischgehirn nach Rudolphi 51/3, ein Elefantengehirn sogar 9 Pfund. Aber in der Tat liegt es auch nahe, dass die absolute Größe des Gehirns nie ein Maßstab der geistigen Tätigkeit sein kann; denn wie sehr es auch der Intelligenz durch einzelne Organe dienen mag, so ist seine Masse doch notwendig zum Teil von der Körpergröße und von der Anzahl sensibler und motorischer Nerven abhängig, die es um ihretwillen aufzunehmen hat, deren Menge aber zu der Intensität des psychischen Lebens nicht beitragen kann. Das Verhältnis zwischen der Größe des Gehirns und der des Körpers war daher der nächste Maßstab, den man anlegte. Aber aus physiologischen Gründen ließ sich auch hier voraussehn, dass sehr kleine Tiere notwendig ein relativ viel größeres Gehirn haben müssen, als größere, denn eine gewisse Minimalzahl von Nervenfasern wird in jeder Organisationsklasse zur Bestreitung der tierischen Ökonomie gehören, und die Kleinheit des Körpers kann wohl dieses Maß der Nervensubstanz größer erscheinen lassen, steigert aber deshalb nicht die Intensität des geistigen Lebens. In der Tat ist zwar das Gehirn des Menschen weit größer im Verhältnis zu seinem Körpergewicht, als das der Pferde oder der Elefanten im Vergleich mit dem ihrigen; während es jedoch etwa 0,02 des Körpergewichts ausmacht, ist das Gehirn mancher Affen relativ weit größer, und das des Finken beträgt 0,04, das des Kanarienvogels sogar 0,07. Selbst Sömmerrings Angabe, dass der Mensch im Verhältnis zu Rückenmark und Nerven, als leitenden Fasermassen, das größte Gehirn besitze, klärt das psychische Übergewicht des Menschen über die Tiere nicht auf. Obgleich viele Beispiele, abgesehen von den Schwierigkeiten der Messung, für diese Annahme sprechen, so bildet doch einen bedeutenden Einwand z. B. das Gehirn des Delphins, dessen Querdurchmesser über den des verlängerten Marks ein weit größeres Übergewicht hat, als bei dem Menschen. (Treviranus, Gesetze u. Erschein. des org. Lebens II. S. 207 ff.) Nur in den Verschiedenheiten des Baues würde man daher die größere Vollkommenheit des Gehirns intelligenterer Tiere suchen müssen. Die Form der Elementarteile und ihre chemische Mischung hat bisher keine auffallenden Verschiedenheiten dargeboten; um so mehr hat sich die Aufmerksamkeit auf die Verbindungsweise und den Ausbildungsgrad der einzelnen Hirnteile gelenkt; und hierüber führen wir die Skizze an, welche Volkmann in seiner Darstellung des Gehirns (Wagners HWBch I, S. 563) gegeben hat.

458. "Die Zentralorgane des Nervensystems werden im Anfange des Fötuslebens durch einen häutigen Zylinder vertreten, der mit Flüssigkeit erfüllt ist, und da, wo das Gehirn entstehen soll, eine größere Weite hat, als da, wo das Rückenmark zu liegen kommt. An der Innenseite dieses Zylinders setzt sich Nervenmasse an und zwar zuerst an der Seite, die den Wirbelkörpern zugekehrt ist. Daher haben die Zentralorgane zuerst die Gestalt eines Halbkanals, dessen Ränder durch neuen Absatz von Nervenmasse sich vergrößern, sich berühren und endlich verschmelzen. So wird der Halbkanal in einen Kanal verwandelt, der allseitig geschlossen und im Kopf des Embryo blasenartig ausgedehnt, ist. Um diese Zeit ist also das Gehirn hohl und mit Flüssigkeit erfüllt. Allmählich wird der Hirnblase äußerlich und innerlich neue Substanz zugeführt; sie wird größer, nach innen solider, obschon ihre Höhlung nie ganz verschwindet; die Hirnhöhlen sind Reste derselben. Schon ehe der Halbkanal sich schließt, sind in der Hirnpartie Abteilungen bemerklich, Ausbuchtungen der membranartigen Hirnmasse, durch eingeschnürte Stellen von einander geschieden. Ihrer sind drei, dem verlängerten Mark, den Vierhügeln und den Hemisphären des großen Gehirns entsprechend. Unter diesen Abteilungen ist die der Hemisphären Anfangs die kleinste, und je jünger der Embryo, um so mehr herrschen verlängertes Mark und Vierhügel der Größe nach vor, während im spätern Fruchtleben das Verhältnis sich umkehrt. Rudimente des Kleinhirns, ein Paar kleine Hervorwucherungen von Marksubstanz am Rande der vierten Hirnhöhle, werden schon im zweiten Monat bemerkt. Sie wachsen über den Halbkanal des verlängerten Marks empor, wölben sich gegen einander, verschmelzen und bilden zuerst ein einfaches Dach über der vierten Hirnhöhle. Im vierten Monat entstehen die Markkerne und der Hirnknoten oder die Varolsbrücke, zu einer Zeit, wo die Hemisphären des kleinen Gehirns noch nicht wahrnehmbar sind. Erst im fünften Monat entstehen Furchen im kleinen Gehirn, durch welche Lappen abgeteilt werden und der Unterschied von Wurm und Hemisphären begründet wird. Im siebenten entstehen durch abermalige Furchung Zweige, Ästchen und Blätter der Marksubstanz, erst im neunten wird über diese die einhüllende Rindensubstanz ausgebreitet. Die Vierhügel sind Anfangs wie die übrigen Hirnteile nach oben offen; erst am Ende des dritten Monats wölben sie sich über der Fortsetzung der vierten Hirnhöhle zusammen und verwachsen zu einer hohlen Blase, die durch eine Längenfurche in zwei Abteilungen getrennt ist. Die Wandungen der Blase werden allmählich dicker, ihre Höhle verhältnismäßig kleiner und zuletzt zu einem Kanal reduziert, der die dritte Hirnhöhle mit der vierten verbindet. Erst im siebenten Monat entsteht eine Querfurche, welche die ursprünglich vorhandenen zwei Hügel in vier abteilt. Die Sehhügel sind gleich ursprünglich solid und bilden Anschwellungen der nach oben und vorn verlaufenden Hirnschenkel. Sie sind vom Anfang an fast so groß wie die Vierhügel, halten auch in Bezug auf Größenentwicklung mit diesen gleichen Schritt, daher sie denn auch in jenem Antagonismus zum großen Gehirn stehen, der bei den Vierhügeln bemerkt wurde. Die gestreiften Körper gehören ebenfalls zu den Teilen, die schon im ersten Anfange der Bildung wahrgenommen werden. Anfänglich setzen sie sich nach vorn und außen in eine Membran fort, die das erste Rudiment der Hemisphäre ist. Diese wächst dann allseitig nach oben, ihre vordere Wand rollt sich nach hinten, während ihre äußern Wandungen sich nach innen wenden und so entsteht über jedem gestreiften Körper ein Gewölbe, die Hemisphäre mit ihrem Ventrikel. Anfangs sind die Hemisphären überaus klein und bedecken eben nur die gestreiften Körper, indem sie vor den Sehhügeln liegen; späterhin wachsen sie, rückwärts schreitend, zunächst über die Sehhügel, dann über die Vierhügel, endlich über das kleine Gehirn weg. Bis zu Ende des dritten Monats sind sie glatte Blasen; dann erst fängt ihre äußere Gefäßhaut an Falten zu bilden, die erst Marksubstanz, später Rindensubstanz in der Gestalt der Falten absetzen, woraus die Windungen hervorgehn, die Anfangs flach und selten, mit fortschreitender Entwicklung an Zahl und Tiefe zunehmen. Die Hemisphären liegen zuerst ohne alle Verbindung neben einander; erst im dritten Monat tritt die vordere Commissur auf, noch etwas später der Balken, der anfänglich schmal nur die vordern Teile der Hemisphären verbindet, nach und nach aber breiter wird, indem seine Bildung von vorn nach hinten fortschreitet. Er entsteht früher als die Windungen und besteht nicht aus Fasern dieser, vielmehr sind seine Fasern deutliche Fortsetzungen der gestreiften Körper. Gleichzeitig mit dem Balken entsteht auch das Gewölbe. Seine Bildung beginnt mit dem Hervorsprossen der vordem Schenkel aus den beiden weißen Hügelchen an der Basis des Hirns; sie wachsen dann nach oben und hinten und verbinden sich erst später in der Mittellinie, wodurch das Gewölbe über der dritten Hirnhöhle zu Stande kommt."

459. "So skizzenhaft diese Schilderung der Hirnentwicklung ist, fährt Volkmann fort, so wirft sie doch auf physiologische Fragen einiges Licht. Es scheint erlaubt anzunehmen, dass in der Entwicklungsgeschichte lebendiger Wesen die Organe in der Reihenfolge auftreten, in der sie sich allmählich nötig machen. Ein Tier wird aber erst vegetieren müssen, ehe es zu empfinden vermag; es wird notwendig Empfindung schon haben müssen, ehe von Bestrebungen die Rede sein kann und nach demselben Gesetze werden sich die niedern seelischen Tätigkeiten dumpfer Empfindungen und Triebe früher einstellen müssen, als Anschauung, Erinnerung und Wille; diese selbst endlich noch früher als die höher gestellten Tätigkeiten des Verstandes, der vernünftigen Geistestätigkeit gar nicht zu gedenken. Demnach scheint es, dass die Entwicklungsgeschichte uns einen Maßstab für die Würde der Organe biete und wir werden der Wahrheit ziemlich nahe kommen, wenn wir annehmen, dass die im Gehirn zunächst auftretenden Organe, namentlich verlängertes Mark, Vierhügel und gestreifte Körper schon zur Erreichung vegetativer Zwecke von Wichtigkeit sind und im Seelenleben nur dessen erste Regungen bedingen, während die später entwickelten Organe je nach der Zeit ihres Auftretens immer wichtigere und kompliziertere Seelentätigkeiten vermitteln. Wir können ferner diesen Maßstab an die Hirnbildung der Tiere halten und gewinnen auf diese Weise, noch vor allen psychologischen Erfahrungen, wertvolle Andeutungen über die psychische Stellung der Tiere, indem wir vermuten dürfen, dass, je mehr ein Tiergehirn die Spuren embryologischer Bildung an sich trägt, um so weniger dasselbe zu einem Organ höherer Seelentätigkeiten geeignet sei." Dieser Voraussetzung Volkmanns vermag ich indessen nicht ganz beizustimmen. Die Annahme, jedes Organ bilde sich zu der Zeit, in der es nötig werde, ist nicht sicher, sobald wir unter dieser Notwendigkeit eine teleologische verstehen. Nur dies dürfen wir behaupten, dass es sich in dem Augenblicke zu bilden anfange, in welchem a tergo die notwendigen mechanischen Bedingungen seiner Entstehung vorhanden sind. Die spätere entwickelte Gestalt eines Organs und sein für spätere Zeit notwendiger Zusammenhang mit andern kann leicht so verwickelt sein, dass seine erste Anlage schon zu einer Zeit gemacht werden muß, in welcher an eine Nützlichkeit seiner Funktionsäußerung noch nicht zu denken ist. Lungen und Augen bilden sich ebenfalls im Embryum frühzeitig, obgleich ihre Funktion erst nach der Geburt beginnt; aber ihre Struktur ist so zusammengesetzt, dass sie eine lange Bildungszeit bedürfen und der Raum selbst, den sie einzunehmen bestimmt sind, kann vielleicht weder leer gelassen, noch durch andere Gebilde einstweilen ausgefüllt werden, ohne die Entwicklung der Umgebung zu hindern. Noch mehr spricht gegen jenen Satz die Bildung der Genitalien schon im Fötusleben, obgleich in niedern Tierklassen gerade bei diesen Organen eine periodische Bildung und Rückbildung nach den Momenten des Bedürfnisses eintritt. Die Reihenfolge, in welcher die Teile des Gehirns sich gestalten, scheint mir deshalb zunächst nur eine morphologische Bedeutung zu haben und einen sichern Schluß auf ihren funktionellen Wert nicht zu gestalten. Die Beispiele acephaler Mißgeburten zeigen übrigens, dass der Wegfall des Gehirns die Bildung des übrigen Körpers nicht durchaus hindert; kaum dürften wir daher in ihm Organe zu vermuten haben, die einen sehr großen Einfluß auf die vegetativen Verrichtungen ausüben. Was aber anderseits den verschiedenen Wert der psychischen Tätigkeiten angeht, deren eine die notwendige Voraussetzung der andern wäre, so glaube ich kaum, dass eine solche abgestufte Rangordnung in irgend erheblicher Weise stattfindet. Die höhere Ausbildung der Seele beruht nicht darauf, dass einem Organe dumpfer Gefühle und Begehrungen ein höheres der klareren Intelligenz übergeordnet wird, sondern alle jene Intensität der geistigen Verrichtungen hängt, so wie der Reichtum ihres Inhalts, unmittelbar von der Güte der Sinneswerkzeuge und von der durch sie ermöglichten Vielfältigkeit der Erfahrung ab. Gehen wir von dem Menschen auch nur zu dem ausgebildetsten Affen über, so ist die Kluft zwischen dem Seelenleben beider so ungeheuer, dass wir hier am deutlichsten sehen, wie sehr die höhere Entwicklung des Menschen von einzelnen Umständen abhängt, die mit der Organisation des Gehirns nur wenig zu tun haben, mit seiner Fähigkeit zur Sprache nämlich, mit der Ausbildung seines Tastsinns und seiner Hände, der langen allmählich lernenden Kindheit, der Empfänglichkeit der Sinnesorgane für Harmonien ihrer Eindrücke und andern ähnlichen Vorzügen. Gewiß liegt auch ihnen eine Eigentümlichkeit der Zentralorgane zu Grunde, aber schwerlich eine so offenbare, dass sie in den relativen Größen der einzelnen Teile oder in dem Hinzutreten neuer bestände. Die späteren Betrachtungen werden diese Bemerkung weiter zu begründen suchen.

460. Wir folgen jetzt der anziehenden Darstellung Volkmanns zu der Vergleichung des menschlichen und des tierischen Gehirnbaues. "Es ist sehr interessant zu sehen, dass, je mehr man sich von dem Menschen entfernt und stufenweise in die tieferen Ordnungen herabsteigt, das Gehirn in die früheren embryologischen Formen mehr und mehr zurückfällt. Bei keinem Tiere gewinnen die Hemisphären des großen Gehirns jene vollkommene Ausbildung, wie beim Menschen; sie sind der Größe nach nicht so vorherrschend über verlängertes Mark und Vierhügel. Bei dem Affen allein ist der hintere Lappen des großen Gehirns in dem Grade entwickelt, dass das hintere Horn des Seitenventrikels sich findet, bei den fleischfressenden Säugern ist das kleine Hirn, bei den Nagern sogar die Vierhügel durch das große Gehirn nicht bedeckt. Noch geringer ist die Entwicklung dieses Organs bei den Vögeln und Amphibien fortgeschritten. Bei Fröschen und Nattern bleiben sogar die Sehhügel nach oben unbedeckt und bei den Fischen scheinen die eigentlichen Hemisphären ganz zu fehlen. Das Hügelpaar nämlich, welches vor den Vierhügeln der Fische liegt, und gewöhnlich als großes Hirn bezeichnet wird, ist solid, so dass Tiedemanns Ansicht wahrscheinlich genug ist, dass es die gestreiften Körper repräsentiere, welche in ihrer Entwicklung zu sehr zurückbleiben, um eine Hirnblase hervorzutreiben. Außer den Größenverhältnissen der Hemisphären sind die Windungen zu beachten. Abwärts vom Menschen werden sie immer seltner und flacher; die meisten und tiefsten Windungen finden sich beim Delphin, weniger bei den Affen und Herbivoren, noch weniger bei den Carnivoren, gar keine bei den Nagern, Vögeln und Amphibien. Der Hirnbalken ist bei allen Tieren kürzer als bei dem Menschen, besonders kurz bei den Nagern; bei den Vögeln und andern noch tiefern Klassen fehlt er ganz, daher bei diesen die großen Hemisphären nur durch die vordere Commissur in dürftiger Verbindung stehen. Das Gewölbe wird schon in den untern Klassen der Säugetiere sehr kurz; bei den Vögeln finden sich zwar die vordern Schenkel, aber sie sind, wie bei dem menschlichen Embryo vor dem fünften Monat, in der Mittellinie nicht verbunden; bei den Amphibien fehlt dieser Teil ganz. Auf ähnliche Weise sieht man das kleine Gehirn immer mehr in die unausgebildeten Formen des Embryolebens zurückfallen, je mehr die Untersuchung in die niedern Tierstufen hinabsteigt. Schon bei den Säugern treten die Hemisphären des kleinen Gehirns gegen das Wurmstück mehr zurück, ungleich mehr noch bei den Vögeln, und bei den Amphibien ist die Differenz beider Teile nicht einmal angedeutet. Die Furchen, durch welche die Abteilung in Lappen, Zweige und Blätter zu Stande kommt, nehmen an Zahl mehr und mehr ab, so dass schon bei einigen Säugern Blätter und Zweige ganz fehlen und nur die einfachste Furchung in Lappen vorhanden ist. Bei den Amphibien und Fischen ist gewöhnlich das kleine Gehirn nur in der Form eines glatten Gewölbes über dem vierten Ventrikel vorhanden. Der Hirnknoten, welcher in der Entwicklungsgeschichte des Menschen ziemlich spät auftritt, findet sich nur noch beim Säugetiere und auch bei diesem nur in verjüngtem Maßstabe. Von beträchtlicher Größe sind dagegen bei den Tieren verlängertes Mark und Vierhügel, was jedoch nach dem früher Mitgeteilten nur für einen Mangel der Entwicklung gelten kann. Im Zusammenhang hiermit steht es, dass schon bei einigen niedern Säugern kleine Höhlen in den Vierhügeln gefunden werden, welche in beträchtlicher Größe und regelmäßig bei den drei untern Klassen der Wirbeltiere vorkommen; im Zusammenhang hiermit steht ferner, dass zwar bei den Säugern durch eine doppelte Furche wirklich vier Hügel, bei den tiefern Klassen dagegen durch eine einfache Längsfurche nur zwei abgegrenzt werden. Dergleichen Tatsachen, welche sich noch mehr ins Feine verfolgen lassen, scheinen anzudeuten, dass das Hirn bei Menschen und Wirbeltieren einen analogen Entwicklungsgang nimmt, in welchem die höheren Tiere und noch mehr der Mensch, zu den vollkommensten Bildungen durchdringen, während die untern Klassen gleichsam auf den niederen Sprossen der Stufenleiter stehen bleiben. Dieser Satz verliert freilich an Wichtigkeit, wenn man sieht, dass das Gehirn des Vogelembryo dem Gehirn des Menschen in mancher Hinsicht ähnlicher ist, als das des erwachsenen Tieres und dass das Fischgehirn sich durch Bildungen auszeichnet, die in der Entwicklungsgeschichte des menschlichen Fötus kein Analogen finden. Noch mehr verliert der erwähnte Satz an Bedeutung, wenn man die Entwicklung der wirbellosen Tiere berücksichtigt, bei welchen alle Spuren der Analogie verloren gehn."

461. Entfernen wir jedoch auch alle die kleinen partiellen Ausnahmen, welche der hier geschilderte Entwicklungslauf der Zentralorgane in der Tierreihe vielleicht darbieten mag, so ist doch seine Deutung noch sehr zweifelhaft. Unmittelbar zeigt er uns nur eine zunehmende Vollkommenheit, mit welcher alle Bestandteile des vollständigen Gehirntypus ausgebildet werden. Ein Schluß von dieser Vollkommenheit dagegen auf eine. gleichwachsende Intensität des geistigen Lebens ist weder für sich selbst einleuchtend, noch wird er durch den Gesamteindruck unserer Beobachtungen der Tierwelt bestätigt. Wie unbegründeten Vorurteilen man überhaupt in der Entwerfung der Stufenfolge lebendiger Wesen zu huldigen pflegt, haben wir an einem andern Orte ausführlicher gezeigt, (Allg. Physiol. des körperl. Lebens §. 48); anstatt das dort Gesagte zu wiederholen, folgen wir auch hier den Bemerkungen, durch welche Volkmann die Triftigkeit jenes Schlusses bestreitet. "Das Gehirn der Mollusken kann kaum unvollkommner genannt werden, als das der Insekten, und doch stehen letztere in psychischer Beziehung viel höher; sie stehen dem Anscheine nach sogar höher als die Fische und viele Amphibien, obgleich der Hirnbau dieser dem des Menschen weit naher kommt. Vergleicht man ferner die Vögel mit den Säugern, so ist im Allgemeinen kaum zu sagen, bei welchen das Seelenleben mehr entwickelt sei und doch ist das Gehirn der Säuger so sehr viel ausgebildeter. Zu demselben Resultate führt die Vergleichung von Tieren gleicher Klassen, was insofern noch richtiger ist, als bei gleichartigen Tieren die Entwicklungsstufen des Hirnbaues sich richtiger schätzen und vergleichen lassen. Bei weitem das menschenähnlichste Gehirn hat der Affe und doch stehen Elefant, Hund und Pferd in Bezug auf ihre Fähigkeiten gewiß nicht unter ihm. Äußerst entwickelt ist das Gehirn des Delphins, bei welchem große Gaben kaum vorausgesetzt werden können und höchst unentwickelt das Gehirn des Bibers, welcher nicht nur durch seine Kunsttriebe, sondern auch durch seine Zähmbarkeit sich auszeichnet. Vergliche man den Hirnbau zweier Pachydermen, wie Elefant und Schwein, so würde ein Vorrang des einen kaum nachweisbar sein und doch ist die psychische Präponderanz des Elefanten eine enorme. Schon aus den wenigen mitgeteilten Beispielen ergibt sich, wie unbegründet die Behauptung ist, dass zwischen dem Entwicklungsgange des Seelenlebens und dem der Hirnorganisation ein Parallelismus besteht." Noch manche andere Möglichkeil bliebe freilich übrig, um diesen Parallelismus zu retten. In vielleicht vorkommenden Verschiedenheiten der chemischen Zusammensetzung, in den Maßverhältnissen zwischen grauer und weißer Substanz, in der Häufigkeit und Anordnung der Nervenzellen verglichen mit den Fasermassen könnten Motive für die größere oder geringere Entwicklung des Seelenlebens liegen. Allein die große psychische Lebhaftigkeit, welche wir namentlich im Reiche der Insekten mit gänzlicher Aufgebung des bei den Wirbeltieren gewohnten Typus des Nervensystems wiederkehren sehn, macht es uns wahrscheinlich, dass auch diese noch nicht ausgeführten Untersuchungen keinen strengeren Parallelismus zwischen Hirnbildung und geistiger Energie nachweisen würden.

462. Suchen wir nun aus diesen widersprechenden Tatsachen doch irgend eine Ansicht zu entnehmen, so fällt es zuerst auf, dass eine gewisse Vollkommenheitsstufe der Gehirnbildung eben nicht in strengem Bezug zu der psychischen Intensität der bestimmten Spezies steht, bei der sie vorkommt, wohl aber beständig mit dem allgemeinen körperlichen Bildungstypus verbunden ist. Vogelgehirne stehen untereinander sich überall sehr nahe, obgleich die einzelnen Gattungen und Spezies fast die ganze Mannigfaltigkeit höherer und niederer Grade der geistigen Regsamkeit zeigen, die man gern nur einmal auf die verschiedenen Klassen der Tiere repartiert sich denken möchte. Amphibiengehirne ähneln sich eben so und doch gibt uns schon der bewegliche Frosch ein ganz anderes Bild des geistigen Lebens, als die trägere Kröte. Die ähnlich gebildeten Gehirne der Säuger lassen in Hund, Schwein und Faultier sehr verschiedene psychische Lebendigkeit hervortreten; die Welt der Insekten endlich wiederholt uns bei einer Nervenbildung, die von der der Vertebraten ganz abweicht, im Gebiete dieser Tierklasse selbst dagegen einem gleichmäßigen Typus folgt, die größte denkbare Verschiedenheit der Seelenkraft. Diese Tatsachen sollten uns wohl zu dem Schlusse berechtigen, dass der Bau des Gehirns vor Allem in enger Beziehung stehe zu dem morphologischen Typus des Körperbaues, und dass überall da, wo in dem letztern von Gattung zu Gattung, von Ordnung zu Ordnung ein größerer Sprung oder Wechsel stattfindet, auch in der Konstruktion des Gehirns eine ähnliche Differenz eintreten wird. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Begründung des Seelenlebens schiene dagegen die Organisation der Zentralorgane nicht zu haben, sondern nur mittelbar zu ihr führen, indem das Gehirn, wo der Bau der Sinnesorgane, der beweglichen Extremitäten, die Anordnung der Reflexe und der Mitbewegungen sich ändert, natürlich auch andere Nerven und diese in anderer gegenseitiger Verbindung zu sammeln haben muß. Die Aufgaben, die hierdurch den Zentralorganen gestellt werden, sind nicht unbedeutend; schon die Regulation der Raumanschauungen, die alle höheren Tierklassen durch den Gesichtssinn erlangen, erfordert beträchtliche Variationen der Zentralorgane je nach der Profilbildung des Kopfes und der Stellung, welche zu ihr die Augen haben. Eine einfachere Einrichtung derselben wird hinreichen für seitlich gelegene Augen, die keinen Teil des Sehfeldes gemein und keine für den Zweck des Sehens notwendigen Sympathien untereinander besitzen, sehr verwickelte Hilfsmittel dagegen kann das Auftreten identischer Stellen und das Zusammenwirken beider Augen zu einer Empfindung erfordern. Die Ausbildung des Gehörsinns, die Fähigkeit des Gesanges und der Sprache kann ebenfalls ohne bestimmte begünstigende Einrichtungen der Zentralorgane kaum gedacht werden; die verschiedenen Schwierigkeiten ferner, welche die Art der Ortsbewegung durch das Medium erfährt, in dem sie stattfindet, muß Strukturverhältnisse herbeiführen, welche das Gehirn der Säugetiere von dem der Vögel und der Fische unterscheiden; von großer Wichtigkeit endlich muß Form und Beweglichkeit der Tastorgane sein, und die einfachen Verrichtungen einer behuften Extremität können nicht dieselbe Anordnung der Nervenzentra bedingen, welche die Fertigkeit der Hand verlangt.

463. So unbekannt, wie wir noch immer mit der Bedeutung der einzelnen lokalen Abteilungen des Gehirnes sind, können wir weder die oben gedachten Entwicklungsunterschiede desselben auf diese Besonderheiten der Funktionen zurückdeuten, noch auch nur näherungsweise die bestimmteren Verhältnisse angeben, die wir um ihretwillen in dem Gehirne voraussetzen möchten. In der Tat jedoch kommt es auch viel weniger hierauf an, als auf die Bekämpfung eines falschen Gesichtspunktes, von dem man in der Beurteilung dieser Dinge auszugehen pflegt. Man hängt in der Physiologie noch immer zu sehr an der alten Vorstellung gesonderter Seelenvermögen, die gleich den verschiedenen Elementen eines materiellen Systems oder ähnlich den Instrumenten eines Orchesters durch ihr Zusammenwirken das Spiel des geistigen Lebens erzeugen sollen. Man glaubt wertvollere Harmonien da erwarten zu dürfen, wo diese Elemente zahlreicher sind, und meint, das Seelenleben schwinde in den niedern Gattungen, indem eines jener Instrumente nach dem andern verstumme. So unwahr alle diese Bilder sind, so wahr können sie werden, wenn man unter jenen Instrumenten nicht ursprüngliche Fähigkeiten der Seele versteht, die sich verschiedenartig kombinieren, sondern Reihen der Erregungen, welche der Seele vermöge ihrer körperlichen Substrate bald ärmer, bald reicher, monoton oder vielseitig zukommen, und ihr hier eine höhere Stufe der Ausbildung erreichbar machen, dort sie auf einer niedern fesseln. Wie sehr der Reichtum der äußern Erfahrung uns weiter entwickelt, wissen wir wohl zu schätzen; die körperliche Organisation, durch die uns Wahrnehmungen zugeführt, verstattet oder versagt werden, muß daher die erreichbare Höhe unserer Bildung bestimmen. Immer haben wir den Grundsatz geltend gemacht, dass nicht die allgemeinen Fähigkeiten, sondern die Möglichkeiten ihrer Ausübung und Anwendung allein es sind, was körperliche Organe der Seele verschaffen; wir müssen ihn auch hier festhalten. Eine ursprüngliche Verschiedenheit der Seelen mag stattfinden, die mit der Form ihrer Entwicklung vielleicht auch die Grenze ihrer Vervollkommnungsfähigkeit bestimmt. So weit jedoch ihre Bildung vom Körper abhängt, geschieht dies doch nicht so, dass er ihr mehr oder minder zahlreiche Organe für allgemeine Fähigkeiten zubringt, die ihr sonst abgehn würden, sondern dadurch, dass er ihren bestehenden Fähigkeiten bald bessere bald schlechtere, schärfere oder stumpfere Erfahrungen zuführt, in deren Bearbeitung sie Motive zu höherem oder geringerem Aufschwung findet. Innerhalb einer und derselben Gattung ist es daher wohl möglich, dass alle Individuen, um nach gewöhnlicher Terminologie zu sprechen, dieselben allgemeinen Seelenvermögen besitzen, dass aber dennoch dem einen ihre lebendige und vielseitige Ausübung bis zur Erreichung einer hohen geistigen Bildung erleichtert, dem andern bis zur Verkümmerung des ganzen innern Lebens erschwert wird. Für die Seelen jeder Gattung dagegen dürfen wir wohl voraussetzen, dass ihre spezifische ursprüngliche Natur überhaupt einer viel höheren Entwicklung nicht fähig ist, als ihnen die Ökonomie ihrer körperlichen Anregungen wirklich zu erreichen erlaubt.

464. Diese Voraussetzungen führen uns nun zu einer Ansicht über die psychische Bedeutung des Körpers, die von den bestehenden Meinungen allerdings sehr abweicht, deren Motive wir übrigens bereits früher ausführlicher auseinandergesetzt haben. (Vergl. §. 8.) Wir glauben die nächste und wichtigste Begründung der geistigen Funktionen nicht sowohl in den zentralen, als vielmehr in den peripherischen Organen und ihren Funktionen suchen zu müssen. Die Form des Gehirnbaues scheint uns zunächst nur in Bezug zu der typischen Formbildung des Körpers überhaupt und den durch sie bedingten Leistungen im Ganzen und Großen zu stehen, der Grad der psychischen Lebendigkeit dagegen von der feinen Ausbildung aller jener Werkzeuge abzuhängen, durch welche das Material der Seelentätigkeiten herbeigeschafft wird. Dass nun entwickeltere Sinne in einer einzelnen Spezies auch eine feinere Organisation der ihnen entsprechenden Hirnpartien mit sich führen mögen, leugnen wir nicht; aber den Bau des Gehirns im Großen werden sie schwerlich ändern, so lange der allgemeine Typus des Körpers, die Art der Ortsbewegung, die Zahl der Glieder, der Spielraum der Gelenke, die Systeme der assoziierten Muskelfunktionen und so vieles Andere, damit zusammenhängend, dieselben bleiben. Wo dagegen alle diese Elemente sich ändern, da können wir einem andern, stufenweis einfacheren Hirnbau begegnen, ohne dass deshalb die Intensität des geistigen Lebens abnehmen müßte. Wie sehr nun die Struktur der peripherischen Organe auf die Bildungsfähigkeit der Seele zurückwirkt, brauchen wir kaum zu schildern. Ein unbewegliches Auge z. B. könnte die Umrisse der Gesichtsobjekte nicht nachzeichnend umlaufen; damit würde die Sicherheit des Gedächtnisses für Raumformen und die Möglichkeit, aus ihnen Allgemeines zu abstrahieren, geschmälert, und nicht unwahrscheinlich würde dies auch auf die Anordnung der Erinnerungswelt einwirken, deren Klarheit so sehr von räumlicher Verbildlichung abhängt. Die Möglichkeit, durch Sprachlaute jede Schattierung einer Vorstellung zu fixieren, und eine geregelte Mitteilung innerer Zustande herbeizuführen, muß die Ausbildung des Menschen begünstigen und durch Austausch der Gedanken jene Einseitigkeit des Vorstellungsverlaufs verhüten, in welche wir in der Wildnis aufgewachsene Kinder in der Tat versunken sehen. Die vielseitige Geschicklichkeit der Hände führt uns eine unendliche Menge von verschiedenartigen untereinander vergleichbaren Wahrnehmungen zu, die uns möglich machen, ganze Reihenfolgen in sich zusammenhängender Wirkungen zu beobachten; die Tiere je nach dem Maße ihres überall unvollkommneren Gliederbaues sind auf wenige Beobachtungen beschränkt, wie sie der Zufall aneinanderreiht, und ihre plumperen Bewegungen erlauben ihnen nicht, mit menschlicher Feinheit zu experimentieren. Gefühle knüpfen sich ferner in uns an die zartesten harmonischen Verhältnisse der objektiveren Empfindungen; in stumpferen Organisationen werden sie vielleicht nur durch die heftigeren Erregungen der Schmerzen und die Befriedigung sinnlicher Triebe erweckt. Eine Seele, die unempfänglich für jene ästhetischen Einwirkungen ist, wird eine Menge von Motiven entbehren, welche sie zum Verweilen bei diesen Eindrücken, zu ihrer vergleichenden Kombination und zur Entwicklung von Stimmungen führen könnten, aus denen neue Gedankenkreise, ein lebhafterer Gang der Einbildungskraft überhaupt hervorgehen würde. So arbeitet sich das geistige Leben nicht durch die allmähliche Entwicklung neuer Organe für allgemeine Fähigkeiten, sondern durch die immer gesteigerte Übung an höheren und feineren Aufgaben, welche die Natur der peripherischen Organe möglich macht, zu den vollkommneren Stufen der Ausbildung empor.

465. Noch einen Punkt müssen wir erwähnen. Die gewöhnliche Ansicht sucht den Grund größerer geistiger Regsamkeit sowohl im Allgemeinen als nach besonderen Richtungen hin fast ausschließlich in permanenten Größenverhältnissen einzelner Hirnteile. Aber wir haben so viele pathologische Tatsachen, welche uns den großen Einfluß beweisen, welchen die Erregbarkeit der Zentralorgane durch Schwankungen in der Tätigkeit der vegetativen Funktionen erfährt. Es ist leicht möglich, dass die größere Lebendigkeit einzelner Tierspezies bei übrigens gleichem Hirnbau von der intensiveren Erregung abhängt, die ihren Zentralorganen ein anders gemischtes oder reichlicher zugeführtes Blut verursacht. Für sich allein, ohne den beständigen Reiz des Blutes ist ja die Nervensubstanz nirgends dauernd funktionsfähig; suchen wir nach den Gründen, welche vom Körper her die geistigen Tätigkeiten bestimmen, so müssen wir ohne Zweifel aller Mitbedingungen gedenken und haben kein Recht, nur die Masse des Gehirns in Betracht zu ziehen, ohne die Geschwindigkeit zu berücksichtigen, die ihm erteilt wird. Der Reichtum der Gefäßverbreitung in der Schädelhöhle und der Gehirnsubstanz überhaupt, die größere Blutmenge, die einzelnen ihrer Teile vielleicht beständig oder periodisch zukommt, die Intensität der Respiration, die übrigen Sekretionen, die spezifische Qualität der Nahrungsmittel endlich, welche alle die chemische Mischung des Blutes und dadurch seine Reizkraft bestimmen, würden als wesentliche Mitbedingungen der psychischen Energie zu betrachten sein. Namentlich würde die vergleichende Anatomie auf sie vielleicht in den Fällen zurückzukommen haben, in welchen einzelne Spezies einer Gattung sich durch besondere Triebe oder einen eigentümlichen Habitus des Seelenlebens vor den übrigen verwandten Spezies derselben Gattung auszeichnen.