§.2.
Von wahrer und falscher Einheit.

Die Einwürfe, durch welche man die richtige Auffassung des Verhältnisses zwischen Leib und Seele namentlich in unserer Zeit so oft verdunkelt hat, gehen von so verschiedenen irrtümlichen Vorurteilen aus, dass es schwer sein würde, ihnen allen durch die bloße positive Darstellung unserer Überzeugungen hinlänglich zu begegnen. Wir versuchen deshalb, soweit so verworrenen Elementen gegenüber ein methodischer Gang möglich ist, diese Meinungen zu prüfen, so wie sie als die gewöhnlichen Bestandteile des modernen Räsonnements über diese Gegenstände sich darbieten. Wo die Gelegenheit es mit sich bringt, werden wir allerdings aus den Werken an sich beachtenswerter Schriftsteller die Darstellung jener Meinungen entlehnen, um jeder Auffassungsweise auch die ihr eigentümliche Färbung ihrer Äußerung zu lassen; doch schien es nicht notwendig, diesen Sätzen die Namen ihrer Urheber hinzuzufügen, da nur wenige die Erzeugnisse eigentümlicher persönlicher Bildungsrichtungen, die meisten vielmehr nur Ausdrücke traditionell gewordener Reflexionen sind.

12. Unter Allem, was gegen die Scheidung der Seele als eines eigentümlichen Prinzips von dem Körper eingewandt zu werden pflegt, tritt eine ängstliche Scheu vor dem formellen Fehler der durch sie begründeten Zwiespältigkeit des Geistigen und Körperlichen in der Welt überhaupt, als die Quelle höchst mannigfach variierter Bedenken hervor. Eine so große Gewalt übt die Sehnsucht nach Einheit der Welt aus, dass jeder Versuch, jene beiden Reiche des Seienden in ihr zu unterscheiden, als die unzulässigste Verderbung der gesamten Weltansicht gefürchtet wird. Wir kommen später vielleicht selbst auf die Notwendigkeit zurück, diese Trennung aufzuheben; hier dagegen müssen wir behaupten, dass jene formelle Bedenklichkeit gegen sie vollkommen ungegründet ist. Gewiß bestreiten wir nicht, dass die Sehnsacht nach Einheit der Welt Recht hat, aber sie verfehlt ganz den Punkt, in welchem sie Befriedigung finden kann. Der Bau der Welt läßt uns drei in einander verschlungene Elemente beobachten: zuerst das Reich allgemeiner und abstrakter Gesetze, nach deren Bestimmungen in jedem einzelnen Falle die Wirkung der Kräfte von Punkt zu Punkt, von Augenblick zu Augenblick erfolgt: neben ihnen zweitens die Fülle der vorhandenen Realitäten, die mit ihren Eigenschaften die wirklichen Träger eben der Kräfte sind, deren Erfolg nach jenen allgemeinen Gesetzen gemessen wird; über beiden drittens den spezifischen Plan, nach welchem sich, realisiert durch die Tätigkeit aller gesetzlich wirksamen Kräfte, das Leben der Welt in eine gleichzeitige Breite sowohl, als in den zeitlichen Fortschritt einer Geschichte ausdehnt. Die Forderung der Einheit hat unmittelbar nur Beziehung auf dieses letzte Element des Weltbaus. Das allerdings würde eine unheilbare Verwirrung unserer Weltansicht sein, wenn wir uns die Gesamtheit des Daseins nicht zur Vermittlung einer einzigen und gemeinsamen Geschichte, nicht zur Erreichung eines und desselben Zieles in die Einheit eines umfassenden Planes aufgenommen dächten. Und von dieser Einheit hängt folgerichtig auch die andere der allgemeinen Gesetze ab; eine in sich zusammenstimmende, zu einem Plane verbundene Welt verlangt formell schon, gleichviel welches der bestimmtere Inhalt dieses Planes sein mag, eine Gemeinsamkeit der Regeln, nach denen alle jene Kräfte wirken, auf deren Tätigkeit das Zustandekommen und die Selbsterhaltung des Ganzen beruht. Aber nicht ebenso ist es eine Forderung unserer Vernunft, dass nun auch das Reich der Realitäten, jenes zweite Element des Wellbaues, irgend eine qualitative Gleichartigkeit zeige. Sie wird nur so weit vorauszusetzen sein, als sie nötig ist, um alles Seiende den einfachsten und höchsten jener allgemeinen Gesetze gleichmäßig untertan zu machen, aber nur ein völliges Mißverständnis der Welt kann hier, wo im Gegenteil alles Leben aus der Mannigfaltigkeit verschiedener und entgegengesetzter Wirksamkeiten fließen muß, unter dem Vorwand nötiger Einheit eine traurige Monotonie des Daseienden verlangen. Es mag wohl sein, dass andere Gründe, deren wir später gedenken werden, das Vorhandensein gerade dieser Trennung, durch welche das Reich des Realen in körperliche und geistige Wesen zerfiele, unglaublich machen, aber gewiß in jenem bloß formellen Fehler eines Mangels an Einheit liegt ein Motiv zu solcher Behauptung nicht, und wir würden uns nicht im Mindesten bedenken, falls die Tatsachen der Erfahrung eine ähnliche Annahme nötig machten, die Anzahl solcher getrennter Gattungen des Realen noch weit über diese Duplizität von Körper und Geist zu vermehren.

13. Aber anstatt hierauf zu achten, sehen wir vielmehr jene Ansichten gar häufig gerade die Einheit des Planes willig aufopfern, um die Monotonie der Substrate zu retten. Dieselben Schriftsteller, welche die Trennung von Körper und Geist als eine unstatthafte Zersplitterung der Welt betrachten, haben selten etwas dawider einzuwenden, dass der Weltlauf überhaupt planlos sei, und dass jedes einzelne Ereignis, jedes Erzeugnis desselben nur a tergo durch die nachwirkende Gewalt seiner vorangehenden Bedingungen in das Leere hinausgeschoben werde, ohne durch eine Macht, die es a fronte bewegt, mit allen andern nach einem gemeinsamen Ziele hingezogen zu werden. Und doch ist alles Verlangen nach Einheit überhaupt ohne Zweifel nur als Teil des allgemeineren Bestrebens zu begreifen, der Welt den Charakter inwohnender Vernünftigkeit zu sichern, und sie nicht nur als vorhandene, sondern als bedeutsame und wertvolle Welt gelten zu lassen. Wie kann nun dieses Bestreben Befriedigung hoffen, wenn es jene Einheit des Planes vorher aufopfert, um deren willen allein eigentlich die Voraussetzung entstehn kann, auch in dem übrigen Gefüge der Welt gegenseitige Beziehung der Teile auf einander und zweckmäßige Zusammenstimmung zu finden? Ist der Weltlauf nur eine Summe von Erfolgen, die aus Bedingungen hervorgehn, in welcher Weise könnte dann eine Monotonie und Ähnlichkeit dieser Bedingungen sowohl als jener Erfolge irgend einen größeren Wert haben, als die bunteste und prinziploseste Verschiedenheit beider? Allgemeingütigkeit der Gesetze, Konsequenz, Analogie oder Verschiedenheit in der Bildung des mannigfachen Realen, das Alles ist Nichts, was man um seines eignen Wertes willen als notwendig vorhanden denken müßte; es wird nur in dem Maß vorauszusetzen sein, als es die formelle notwendige Vorbedingung für die Realisierung jenes Planes der Welt ist, auf den die Voraussetzung der Einheit ganz allein eine unmittelbare Anwendung findet. Wer diesen Plan leugnet und dennoch in der Bildung des Realen Einheit und Gleichheit für notwendig ansieht, jagt einem Schatten nach und leugnet das Dasein dessen, das ihn wirft. In jenem Plane der Welt, wenn wir seinen Inhalt kannten, würden nun vielleicht ebensowohl Motive für diese Gleichheit des Seienden, als für die vielfarbigste Verschiedenheit liegen können, und eben weil beides möglich ist, bleibt es eine grundlose Behauptung, dass die Duplizität des Seienden, die wir durch die Trennung von Körper und Seele, nach den Anforderungen der Tatsachen, annehmen, eine formell unzulässige sei.

14. Eine größere Kraft allerdings scheint der eben zurückgewiesene Einwurf zu gewin-nen, wenn wir zurückgehend auf die Entstehung des Realen, nach der Quelle fragen, aus welcher so entgegengesetzte Kreise des Seienden, die Materie und die Seele hervorgegangen seien. Wir wissen, wie große Mühe die neuere Philosophie darauf verwandt hat, aus dem einen Urgrund eines absoluten Wesens beide Zweige des Daseins zu entwickeln. Aber die wesentlichste Aufgabe der Psychologie ist es nicht, die erste Entstehung ihres Objektes zu begreifen. So wie wir die Einheit des Planes in der Welt voraussetzen, haben wir natürlich auch die Einheit ihres Urhebers oder allgemeiner des substantiellen Grundes ausgesprochen, aus dem sie hervorging, und wir zweifeln nicht im Geringsten daran, dass, so wie alle Unterschiede des Seienden, so auch der zwischen Körper und Seele nur eine beschränkte Geltung hat, und in der Einheit des höchsten Weltgrundes verschwindet. Eben so wenig möchten wir die Versuche tadeln, die Art dieses Zusammenfließens der Erscheinungen in jene Einheit näher zu untersuchen; aber wir können nicht hoffen, dieser Unternehmung sobald sichere Ergebnisse abzugewinnen, dass wir sie unserer Wissenschaft, die zunächst eine andere Aufgabe hat, zu Grunde legen könnten. Was in seiner Wurzel identisch ist, kann in seinen Zweigen weit auseinandergehn. Wohl mag nun in der Bildung einer Wurzel auch das Gesetz des Winkels schon vorgebildet liegen, nach dem die Äste einer Pflanze von einander weichen. Stände uns eine Botanik zu Gebote, welche die Bildungsverhältnisse der Wurzel mit so scharfem Auge durchschaute, um jene Prädestination zu sehen, so würde allerdings unsere Kenntnis auch der Verzweigungen einen ganz andern Grad der Sicherheit erlangen, als sie besitzt. Dürften wir eine Metaphysik voraussetzen, scharf und ergiebig genug, um die Begriffe der ersten Elemente nicht nur wahr, sondern auch fruchtbar zu fassen, so würde gewiß die Erkenntnis der Natur eines noch ungeschiedenen Absoluten uns mächtig in der Beurteilung der Gesetze unterstützen, nach denen nach erfolgter Scheidung seine beiden Zweige, geistige und körperliche Welt, sich zu einander verhalten. Aber was hilft es, von Dingen zu träumen, die nicht sind? Wir sind nun einmal nicht an den Anfang der Dinge, nicht an die Wurzel der Wirklichkeil gestellt, sondern mit allen unsern Reflexionen sitzen wir in ihren letzten Verzweigungen, die uns verworren umschlingen. Uns kann nichts übrig bleiben, als zunächst die Zweige zu scheiden, die uns geschieden entgegentreten, und jeden so weit als möglich in seinem Verlauf zu verfolgen, um eine Andeutung über die Richtung zu erlangen, nach welcher hin er mit den übrigen in eine gemeinsame Wurzel verschmelzen mag. Indem wir dieser unerlässlichen methodischen Forderung genügen, sichern wir uns hierdurch allein die Möglichkeit, die Fragen zu lösen, die uns von Interesse sind; denn wie und wo auch geistige und körperliche Welt zusammenfließen mögen, unsere Untersuchung gilt nur den Verhältnissen, die zwischen beiden da obwalten, wo sie nicht zusammenfallen, sondern gleich den Zweigen eines Baumes oder gleich den Individuen des menschlichen Geschlechts, die ja alle in dem ersten Stammpaare auch eine gemeinsame Wurzel haben, als verschiedenartig abgegrenzte Mächte einander gegenüberstehn und mannigfache Wechselwirkungen ausüben. Wir wollen hierüber nicht weitläufig sein; oft genug werden wir noch Veranlassung finden, die praktische Untauglichkeit der voreiligen Anwendung jenes Identitätsprinzips zu rügen, die ein trübes Verlangen nach Einheit wohl auf trübe Weise befriedigt, über die bestimmteren Verhältnisse der Vereinigten dagegen meist unbelehrt läßt.

15. Das formelle Bedenken, das wir hiernach zurückgewiesen haben, wird jedoch nicht nur in Bezug auf die Unzulässigkeit einer Duplizität des Seienden überhaupt, sondern noch bestimmter als eine Unstatthaftigkeit der Unterscheidung von Leib und Seele in einem und demselben lebendigen Organismus ausgesprochen. Wie oft und mit welchem übermütigen Hohn des Hinausseins über einen trivialen Standpunkt wiederholt man nicht die Belehrung, der Mensch bestehe nicht ans Seele und Leib, als aus zwei getrennten Bestandstücken eines Aggregates? Und leider, wie oft haben selbst tüchtige und sonst vorurteilslose Männer sich durch diesen törichten Einwurf einschüchtern lassen, so dass sie kaum wagten, jene scharfe und allein richtige Trennung festzuhalten, sondern in schwankender Weise der trüben Vorstellung einer unbegreiflichen Identität beider unrechtmäßige Konzessionen machten? Allerdings würde eine Meinung sinnlos sein, welche die menschliche Individualität aus der Summe zweier Bestandstücke, Seele und Leib, zu erzeugen dächte; aber nie so lange die Welt steht, ist diese Vorstellung in eines Menschen Sinn wirklich gekommen. Überall, wo eine deutliche Trennung von Körper und Geist einmal vorgenommen worden war, hat man das individuelle Wesen des Menschen stets ausschließlich in dem letztern gesehn, den Leib dagegen als eine organisierte Summe natürlicher Hilfsmittel betrachtet, über welche sich die Herrschaft der Seele erstreckt, die man aber nie mit dieser in eine so trübe Vermischung gebracht hat, wie sie von jenem Einwurf allein getroffen werden würde. Allerdings bringen die einmal angeordneten physischen Zusammenhänge den organisierten Leib in eine innigere und beständigere Verknüpfung mit der Seele, als irgend eines der übrigen aus der äußern Natur entlehnten Werkzeuge, deren sie sich mittelbar bedient; aber ihrem metaphysischen Begriffe nach ist diese Verbindung zwischen Seele und Körper keine andere und innigere, als zwischen der ersten und jedem von ihr beherrschbaren Gegenstande der übrigen Natur obwaltet. Ungerecht ist ferner der Einwurf, den wir hier meinen, auch darin, dass er eine einseitige Karrikatur der Vorstellungsweise ist, die er bekämpfen will. Nirgends hat man behauptet, dass Körper und Seele in jener inhaltslosen und leeren Weise mit einander vereinigt sind, welche das Additionszeichen etwa andeuten könnte; stets hat man vielmehr zwischen beide als das eigentliche Band ihrer Verknüpfung jene Summe feiner und vielfach systematisierter Wechselwirkungen gestellt, deren Aufhellung der Gegenstand unserer Untersuchungen ist. Lassen wir uns daher von der Zuversichtlichkeit jenes platten Einwurfes nicht abschrecken, diese Trennung von Körper und Seele aufrecht zu erhalten, die selbst dann ganz unerlässlich notwendig bleiben würde, wenn wir den allgemeinen Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Realität völlig aufzugeben Gründe finden sollten. Möchten alle Bestandteile des Körpers auch selbst Seelen oder psychische Realitäten irgend einer Art sein, immer bleiben sie andere, als die eine individuelle Seele, die ihnen ebenso abgeschlossen gegenüberstehn bleiben muß, wie der Geist jedes Herrschers, der mit den Seelen seiner Diener in keiner unreinlichen Kontinuität zusammenhängt.

16. Noch einmal kehrt jenes Verlangen nach möglichster Einheit in der abgeblaßten Gestalt einer allgemeinen methodologischen Forderung jeder wissenschaftlichen Untersuchung wieder, und obgleich die Beurteilung dieser Zumutung nur auf dem beruhen kann, was wir bereits erwähnten, wollen wir doch, da wir zu oft Gelegenheit haben werden, ihr im Einzelnen zu begegnen, auch ihre allgemeine Berechtigung hier prüfen. Wissenschaften, welche einzig auf die praktische Handhabung eines Kreises von Gegenständen berechnet wären, könnten allerdings in gewisser Ausdehnung methodologische Forderungen geltend zu machen haben, die wenig mit der Natur jener Gegenstände, viel näher mit dem angestrebten Nutzen der Untersuchung zusammenhingen. Für sie mag es daher wichtig sein, selbst durch künstliche und der Natur der Sache wenig entsprechende Fiktionen eine große Mannigfaltigkeit von Fällen unter möglichst wenige Gesichtspunkte zusammenzudrängen. Forschungen dagegen, denen kein anderes Ziel, als die Erkenntnis der Dinge vorschwebt, können keine Methodologie ihres Verfahrens besitzen, die von der Natur des zu Erkennenden unabhängig wäre. Das Verlangen, auf Ein Prinzip so viele Erscheinungen als möglich zurückzuführen, ist daher nur so weit berechtigt, als die Herrschaft dieses Prinzips tatsächlich reicht; eine besondere Verbindlichkeit dagegen, auf Einheit desselben hinzuarbeiten, hat die Wissenschaft durchaus nicht allgemein, sondern nur in Bezug auf die Richtungen, nach welchen hin eine Gemeinsamkeit nicht nur der letzten sondern auch der nächsten Grundlage für eine Gruppe von Erscheinungen aus höhern und allgemeineren Gründen notwendig oder wahrscheinlich ist. Niemand bezweifelt, dass die Gesamtheit der Welt, sofern sie eine zusammenhängende vernünftige Totalität sein soll, irgend einen wenn auch noch so beschränkten Kreis vollkommen allgemeiner Gesetze besitzen müsse, denen jeder ihrer Teile gleichmäßig unterliegt; und man wird geneigt sein, die mathematischen Lehren zu diesen höchsten Gesetzen zu rechnen. Sobald wir jedoch jene Vermutung des vernünftigen Zusammenhangs der Welt fallen lassen, verschwindet auch für die Wissenschaft jeder Grund für die methodologische Voraussetzung der Einheit ihrer Prinzipien. Gehen wir von dem allumfassenden Ganzen zu den einzelnen Erscheinungskreisen über, die es zusammensetzen, so wird jeder von ihnen, so wie er sich durch eine Summe von Analogien als zusammengehörig in sich abschließt, auf einem eigentümlichen Prinzip beruhen müssen, und die Aufgabe der Wissenschaft kann nur in dem Nachweis bestehen, dass diese näheren Prinzipien nur abgeleitete sind, indem sie aus der Anwendung der höchsten und schlechthin allgemeinen Gesetze auf eigentümlich verschiedene Subjekte oder ebenso verschiedene Kombinationen der Umstände hervorgehn.

17. In dieser Bemühung ist die Wissenschaft stets tätig gewesen, und auch wir stehen nicht an zuzugeben, dass die eigentümlich erscheinenden Gesetze des geistigen Lebens nur besondere Fälle der höchsten metaphysischen Prinzipien alles Seins und Geschehens sind, angewandt auf die spezifische Natur eines geistigen Wesens, so wie sie in der Natur, auf die abweichenden Eigenschaften materiellen Daseins bezogen, unter der Form der physischen Gesetze erscheinen. Die Gemeinsamkeit der Gesetze also mag eine methodologische Forderung der Wissenschaft sein; die Verschiedenheit der Objekte dagegen, auf welche sich dieselben beziehen, kann sie weder eliminieren, noch gibt es einen allgemeinen Maßstab, nach welchem sie Identität oder Verschiedenheit derselben für wahrscheinlicher halten müßte. Wir haben Grund, zu behaupten, dass alle Naturereignisse sich auf dieselben Gesetze der Statik und Mechanik basieren, aber nicht den geringsten Grund zu der Vermutung, dass es auch überall dieselben Kräfte und Substanzen sein werden, die nach diesen Regeln wirken. Die Wichtigkeit und die imponierende Größe der Himmelsbewegungen, welche durch eine Reihe glänzender Fortschritte der Theorie aus dem einen Prinzip der Gravitation entwickelt worden sind, hat häufig den Wahn veranlaßt, als sei hierdurch in der Tat für alle Naturerscheinungen ein einziges konkretes Grundgesetz gefunden; man vergaß, dass jene durch ihre Maße überwältigenden Vorgänge nur ein kleines Bruchstück der Natur sind, und dass die unendliche Menge der Molekularwirkungen noch anknüpfungslos heben diesem Prinzipe steht. Der wahre Kern aller wissenschaftlichen Methodologie kann nur darin bestehen, dass durch keine subjektive Neigung des Gedankenganges der Erkenntnis der Gegenstände Gewalt angetan werde. Einheit der höchsten Gesetze müssen wir daher deshalb verlangen, weil Zusammenhang der Welt zu einem vernünftigen Ganzen eine unentbehrliche Voraussetzung unsers Geistes ist; Einheit der näheren Gesetze oder der Substrate, auf welchen die Wirkungen beruhen, können wir nur verlangen, wo durch eine Reihe besonderer Analogien sie wahrscheinlich gemacht wird; Verschiedenheit derselben Substrate müssen wir annehmen, sobald die Abweichung aller Erscheinungen sie so gebieterisch, wie in unserem Falle des geistigen Lebens verlangt.