XXXIX. Prinzipe der Beharrung, des Wechsels und Maßes der Beschäftigung.

1) Prinzip der Beharrung und des Wechsels in der Art der Beschäftigung.

    Dies Prinzip begegnet sich von gewisser Seite mit dem der Abstumpfung und Gewöhnung, von anderer Seite mit dem der einheitlichen Verknüpfung des Mannigfaltigen.

    Unter dem Prinzip der Abstumpfung und Gewöhnung ist betrachtet worden, daß Lust- und Unlustreize sich durch eine über gewisse Grenzen (der Frische des Eindruckes) hinaus verlängerte Dauer in ihrer Wirkung abschwächen und unter Umständen selbst in den Gegensatz der Wirkung umschlagen können; aber abgesehen davon, ob eine Beschäftigung von vorn herein lustvoll oder unlustvoll ist, kann in der Dauer und dem Wechsel der Beschäftigung selbst ein Anlaß zur Lust oder Unlust liegen, welcher in jenem Prinzip unstreitig mit ins Spiel kommt, aber weil er nicht auf die Wirkung von Lust- und Unlustreizen beschränkt ist, noch eines allgemeineren Ausdruckes bedarf, worauf wir unter obiger Bezeichnung folgendes Prinzip stützen.

    Sei es eine aktive oder rezeptive, körperliche oder geistige Beschäftigung, worin der Mensch begriffen ist, so bedarf es einer gewissen Zeit, ehe dieselbe in einen gleichbleibenden Zug, d. i. einen Zustand kommt, der sich durch ein gleichbleibendes oder wenig oszillierendes Gefühl des Kraftaufwandes charakterisiert. Ist ein solcher Zustand eingetreten, so ist es abgesehen von der lustvollen oder unlustvollen Beschaffenheit, welche der Beschäftigung an sich selbst zukommen kann, im Sinne der Lust, ferner darin zu beharren, so lange die Beschäftigung in derselben Art nicht über eine solche Grenze hinaus gedauert hat, von der an gleiche aktive Leistung nur mit dem Gefühl größerer Anstrengung vollzogen wird, gleiche rezeptive Wirkung nur bei stärker angespannter Aufmerksamkeit zu Stande kommt. Hiergegen ist es im Sinne der Lust, die Art und das Organ der Tätigkeit zu wechseln, wenn diese Grenze überschritten ist. Gegenteils ist es im Sinne der Unlust, sie früher zu wechseln oder länger darin zu beharren, indem Ersteres die Unlust der Störung oder Unterbrechung, Letzteres die der Ermüdung oder des Überdrusses mitführt. Und selbst bevor die Unlust der Ermüdung oder des Überdrusses die Schwelle überstiegen hat, schon bei Annäherung daran, kann sich ein Wechsel der Beschäftigung mit positiver Lust geltend machen.

    Ein Handwerker z. B. läßt sich nicht gern in seiner Arbeit, ein Gelehrter in seinem Studium stören, selbst wenn diese Störung durch Anlässe geschähe, die er vor dem Beginn der Arbeit, des Studiums, der Arbeit, dem Studium vorgezogen haben würde, indem sich die Lust der Beharrung in der einmal in Zug gekommenen Beschäftigung geltend macht. Endlich wird doch der Eine wie der Andere derselben Art Beschäftigung überdrüssig, es will nicht mehr recht fort damit, er verlangt einen Wechsel, und findet sich, wenn nicht überhaupt ermüdet, um so aufgelegter zu etwas Anderem.

    Demnach ist überhaupt weder eine zu lange andauernde Kontinuität noch ein zu rasch eintretender und oft wiederholter Wechsel in der Art oder Richtung einer Beschäftigung im Sinne der Lust. Insofern es aber in der Natur der meisten Beschäftigungen liegt, eine bestimmte Art von Wechseln oder sich ablösenden Modifikationen, die sich unter einem gewissen Gesichtspunkte verknüpfen, selbst einzuschließen, gilt das vorstehende Prinzip auch von der Unterbrechung und Fortsetzung der Beschäftigung in der Weise, wie sich die Wechsel oder Modifikationen verknüpfen, wiederholen und folgen.

    Schon bei Betrachtung des Prinzips der einheitlichen Verknüpfung des Mannigfaltigen ist auf das mit der Zeit eintretende Bedürfnis des Wechsels jeder Art von Beschäftigung hingewiesen worden, und hierin liegt die Begegnung des jetzigen Prinzips damit.

    Das Übrige gleichgesetzt tritt das Bedürfnis des Wechsels einer Beschäftigung um so rascher ein, je größer ihre Annäherung an die Gleichförmigkeit ist, und verstärkt sich um so mehr, je länger sie nach Überschreitung des Punktes, wo Wechsel Bedürfnis wird, noch in der alten Weise fortgeht; mit dem wachsenden Bedürfnis des Wechsels aber steigert sich zugleich die Unlust seiner Nichtbefriedigung und die Lust seiner Befriedigung.

    Es kann der Fall sein, daß durch eine Beschäftigung gewisser Art unsere für Beschäftigungen überhaupt disponible Kraft so erschöpft ist, daß wir das Bedürfnis fühlen, die Beschäftigung mit möglichster Ruhe oder selbst Schlaf wechseln zu lassen, wofür das nächst zu betrachtende Prinzip maßgebend ist; in sofern aber noch Bedürfnis der Beschäftigung übrig ist, gilt allgemein, daß, je ermüdeter wir von einer gewissen Art der Beschäftigung oder je überdrüssiger wir derselben sind, eine um so verschiedenartigere Beschäftigung zum Bedürfnis wird. Der Fortsetzung einer Beschäftigung in derselben Weise nähert sich eine häufige Wiederholung in kurzem Zeitraume und tritt unter dieselben Gesichtspunkte.

    Wer von geistiger Arbeit einer gewissen Art ermüdet ist, kann sie noch gern mit einer andern Art geistiger Beschäftigung vertauschen, aber auch von geistiger Beschäftigung überhaupt so ermüdet sein, daß er nur, um seinen noch übrigen Beschäftigungstrieb zu erfüllen, zum Spazieren gehen, Turnen u. dergl. mit möglichstem Ausruhen der geistigen Tätigkeit überhaupt Zuflucht nimmt. Wer von aktiver Beschäftigung recht ermüdet ist, wird sich, wenn er überhaupt noch beschäftigungsfähig ist, gern der rezeptiven Beschäftigung durch ein Schauspiel, Konzert u. dergl. hingeben.

    Nun führt das tägliche Leben teils von selbst einen gewissen Wechsel von Anlässen aktiver und rezeptiver, körperlicher und geistiger Beschäftigung mit sich, teils rufen wir einen solchen willkürlich hervor, um uns vor Überdruß und Ermüdung zu schützen. Insofern aber im Leben der Meisten diese Wechsel sich in der Hauptsache in bestimmten Grenzen und in einem bestimmten Charakter halten, in ähnlicher Weise Tag aus Tag ein wiederholen, würde ein Überdruß, eine Ermüdung doch in Betreff dieses allgemeinen Charakters sich geltend machen und macht sich wirklich nicht selten geltend, wenn nicht doch mitunter teils von selbst neue fremdartige Momente der Anregung in das Leben träten, teils absichtlich gesucht und geschaffen würden. Dies bedingt die so allgemeine Sucht, etwas Neues, Seltenes, Fremdartiges zu sehen, zu hören, wobei es gar nicht wesentlich ist, daß das, was man sieht, hört, an sich wohlgefällig sei, es wird eben durch den Reiz der Neuheit, Seltenheit wohlgefällig, so lange es noch als neu, als selten erscheint.

    Burke’s Untersuchung vom Schönen und Erhabenen beginnt also:

    "Die erste und einfachste Bewegung, die wir im menschlichen Herzen finden, ist Neubegierde. Unter Neubegierde verstehe ich das Verlangen und das Vergnügen, welches Dinge erregen, in so fern sie das erstemal vorkommen. Wir sehen die Kinder in einer beständigen Bewegung, um etwas Neues zu erhaschen; sie greifen mit großer Hitze und mit weniger Wahl nach der ersten besten Sache, die ihnen in den Weg kommt; jedes Ding zieht ihre Aufmerksamkeit an sich, weil jedes Ding in diesem Alter noch den Reiz der Neuheit hat.

    Aber das Prinzip gilt für Erwachsene nicht minder als für Kinder. Selbst die halb tierisch aussehende Pastrana hat aus diesem Grunde beigetragen, den Zircus von Renz, wo sie sich sehen ließ, zu füllen, und statt schöner Kinder sieht man nicht selten die häßlichsten Mißgeburten in Meßschaubuden ausgestellt. Nun aber möchte man die Pastrana, die Mißgeburt doch nur einmal sehen, Beweis, daß eben bloß die Neuheit, Seltenheit den Reiz dieser Sehenswürdigkeiten bedingt, indes man eine und dieselbe schöne Frau, ein und dasselbe schöne Kind zwar nicht kontinuierlich ansehen möchte, um nicht dem Prinzip der Abstumpfung anheimzufallen, aber gern recht oft, um so lieber, je schöner sie sind, ansieht, indem sie einen nachhaltigem Grund der Wohlgefälligkeit als den Reiz der Neuheit geltend zu machen haben.

    Das Sprichwort Variatio delectat bezieht sich auf das bei jeder Art von Beschäftigung endlich eintretende und den Reiz der Neuheit allgemein bedingende Bedürfnis des Wechsels, und auf die Lust seiner Befriedigung; insofern aber jenes Bedürfnis seine Grenze hat, hat auch die Triftigkeit des Sprichwortes ihre Grenze. Denn, wenn sich jeder verhältnismäßig gleichförmig Dahinlebende freut, einmal etwas Neues zu sehen, zu hören, so wird doch jeder, der sich eine Zeit lang unter immer neuen Eindrücken herumgetrieben hat, endlich wünschen, in einen gleichförmigeren Zug der Eindrücke und Tätigkeit zurückzukommen. So viel Vergnügen das Reisen macht, so gern kehrt man endlich zum monotonen Leben in der Heimat zurück; und wer alle Genüsse und Wechsel der Welt erschöpft hat, endet oft als Mönch.

    Es unterliegt jedoch dieses Prinzip dem Konflikte mit den Bedingungen, welche abgesehen von demselben eine Beschäftigung lustvoll oder unlustvoll machen können. Ist eine solche aus dem Gesichtspunkte eines der anderen Prinzipe erheblich unlustvoll, so wird die Lust der Beharrung dadurch leicht überwogen, und suchen wir dieselbe überhaupt so bald als möglich zu verlassen. Doch zeigt sich Mancher abgeneigt, Verhältnisse, in die er sich einmal eingelebt hat, selbst wenn sie unbequem zu werden anfangen, aufzugeben.
 

2) Prinzip des Maßes und Wechsels im Grade der Beschäftigung.
    Mit dem vorigen Prinzip bezüglich auf Verharren und Wechsel in einer gegebenen Art oder einem gegebenen Gebiete der Beschäftigung steht in naher Beziehung das folgende bezüglich auf Maß und Wechsel in dem Grade der Beschäftigung, und es kann selbst das vorige nach gewisser Hinsicht so wie das der Einheit und Mannigfaltigkeit nach anderer Hinsicht von dem jetzt zu besprechenden abhängig gemacht werden, daher auch manche bezüglich jener Gesetze gebrauchte Ausdrücke, wie die der Ermüdung, Langweiligkeit hier wiederkehren werden, ohne daß doch die vorigen Prinzip ganz in das folgende hineintreten. Vom Grade der Beschäftigung gibt uns psychischerseits das unmittelbarere Gefühl der dazu aktiv oder rezeptiv in Anspruch genommenen Kraft Kunde, wozu unstreitig physischerseits ein funktionell zugehöriger Aufwand lebendiger Kraft der körperlichen Tätigkeit gehört, welche der geistigen unterliegt. Das Prinzip selbst, um welches es sich handelt, ist dieses.

    Der Mensch ist, um sich wohl zu befinden, nicht nur auf einen gewissen Wechsel zwischen Wachen und Schlaf, sondern auch auf ein gewisses Maß der Beschäftigung während der Zeit des Wachens und einen periodischen Wechsel zwischen Nachlaß und Steigerung des Quantums derselben angewiesen, und sowohl ein Zuviel als Zuwenig der Beschäftigung in gegebener Zeit macht ihm Unlust. Wird ihm zu viel oder zu starke Tätigkeit in gegebener Zeit oder eine zu lange Fortsetzung der Beschäftigung in verhältnismäßig großer Stärke zugemutet, so empfindet er die Unlust der Anstrengung oder des Angegriffenseins, je nachdem es sich um aktive oder rezeptive Beschäftigung handelt, und endlich die der Ermüdung; wird sein Bedürfnis der Beschäftigung nicht befriedigt, so hat er das Gefühl der Langeweile oder stockenden Lebenstätigkeit.

    Insofern nun bald dieser bald jener Sinn, bald dieses bald jenes Organ der Tätigkeit beschäftigt sein kann, kann es geschehen, daß in Betreff der Beschäftigung dieses Sinnes, dieses Organes insbesondre ein Angegriffensein, eine Anstrengung oder Ermüdung eintritt, auf die man das Bedürfnis des Wechsels in der Art der Tätigkeit schreiben kann, was unter dem vorigen Prinzip betrachtet worden ist, womit aber noch keineswegs das Bedürfnis gegeben ist, den Grad der Tätigkeit überhaupt herabzustimmen; sondern sich nur in anderer Weise zu beschäftigen, bis endlich jede Art der Beschäftigung zu viel wird. Und wenn in dieser Hinsicht das Bedürfnis des Wechsels in der Art und dem Gebiete der Beschäftigung dem jetzigen Prinzip untergeordnet werden kann, so doch nicht das Bedürfnis, bis zu gewissen Grenzen in derselben Art und Richtung der Beschäftigung zu verharren, was mit dem Bedürfnis des Wechsels in Zusammenhange unter vorigem Prinzip betrachtet ist.

    Von anderer Seite kann man bemerken, daß die Auffassung eines Mannigfaltigen den Geist stärker beschäftigt als die Monotonie, wonach die Langweiligkeit der Monotonie eben so gut vom jetzigen Prinzip als dem der Einheit und Mannigfaltigkeit abhängig gemacht, und überhaupt manche ästhetische Erfolge eben sowohl auf dieses als jenes Prinzip geschrieben werden können. Hingegen läßt sich die Störung, welche die Wohlgefälligkeit des reinen Zuges einer Linie oder einer reinen Fläche nach dem Prinzip der Einheit und Mannigfaltigkeit erfährt, nicht darauf schreiben, daß unsere Tätigkeit überhaupt zu stark angespannt wäre, da die Anschauung eines Gemäldes uns in derselben Zeit viel stärker beschäftigen könnte, ohne daß wir uns davon angegriffen finden, und umgekehrt kann die Unlust, welche eine zu starke Anstrengung in irgend einer bestimmten Richtung mitführt, nicht durch das Prinzip der Einheit und Mannigfaltigkeit gedeckt werden.

    So viel zur Motivierung der gesonderten Aufstellung dieser Prinzip, unter Zugeständnis, daß sie doch von gewisser Seite sachlich in einander laufen.

    Der ästhetische Wert des Quantum der Beschäftigung kann nun aber wiederum mit dem ästhetischen Werte der Art oder des Inhaltes der Beschäftigung in Einstimmung oder Konflikt sein und hieraus verschiedene Erfolge hervorgehen.

    Namentlich ist es die Vorstellung eines unmittelbar lustvollen oder in seinen Folgen wertvollen Zweckes, wodurch der Lustwert des Quantum einer Beschäftigung gesteigert werden kann, ja die bewußte Richtung der Tätigkeit auf ein einheitliches Ziel überhaupt bewirkt schon eine solche Steigerung, indem die mannigfaltigen Momente der Beschäftigung dadurch ein Band erhalten, was unter das Prinzip der einheitlichen Verknüpfung einer Mannigfaltigkeit tritt. Also stellt man sich z. B. im Spiele, der Jagd sehr unbedeutende Zwecke, Ziele. Gegenteils kann man Arbeiten, die uns um ihrer Natur oder ihres Zweckes willen vielmehr Unlust als Lust machen würden, doch bei Mangel anderweiten Anlasses zur Beschäftigung unternehmen, um nur überhaupt aktiv beschäftigt zu sein, und bei an sich unlustvollen rezeptiven Aufregungen doch in der Stärke der Aufregung ein Moment im Sinne der Lust finden, hiergegen wenn die zu Gebote stehende Beschäftigung ihrer Art oder ihrem Zwecke nach gar zu unlustvoll ist, sich lieber der Langeweile als der Beschäftigung hingeben.

    Welcher Grad und Wechsel im Grade der Beschäftigung uns am meisten zusagt, hängt von individuellen Verhältnissen der körperlichen und geistigen Kraft, womit wir von Natur ausgestattet sind und dem vorausgegangenen Verbrauch oder Nichtgebrauch derselben ab, worüber wir in kein Detail gehen. Doch wird noch folgenden allgemeinen Bemerkungen Raum zu geben sein.

    Im Allgemeinen kann man sagen, daß der Mensch eine ungewöhnlich starke rezeptive Beschäftigung einer ungewöhnlich starken aktiven vorzieht, insofern nicht ein Motiv des Zweckes zu letzterer antreibt. Auch bedarf es, um sich zu einer ungewöhnlich starken Arbeit zu entschließen, im Allgemeinen eines solchen helfenden Motives, indes es, um sich einer starken Aufregung hinzugeben, im Allgemeinen eines solchen nicht nur nicht bedarf, sondern selbst der unlustvolle Charakter einer rezeptiven Aufregung mitunter durch den Lustwert ihrer Stärke überboten werden kann. Doch hängt dieser Unterschied vielleicht nur daran, daß der Mensch im Allgemeinen zu seiner bloßen Erhaltung und vollends zu seinem Gedeihen so viel mehr der aktiven als rezeptiven Beschäftigung bedarf, daß er in Betreff des Reizes der letzteren im Allgemeinen als frischer und als mehr ausgeruht anzusehen ist. Wenn sich aber starke rezeptive Aufregungen zu sehr häufen, kann man so gut davon ermüdet werden, als von starker Arbeit.

    Niemand wird wohl in Abrede stellen, daß die Berichte von ungeheuren Katastrophen, Verwüstungen durch Erdbeben, Vulkane, Wasserfluten, Stürme, Mordtaten, je mehr sie von gewisser Seite unser Mitgefühl für die dadurch Betroffenen in Anspruch nehmen, von anderer Seite doch um so lieber gelesen werden, je Ungeheuerlicheres sie berichten, was bloß in einem Reiz der dadurch bewirkten starken rezeptiven Erregung liegen kann, wodurch die Unlust der Vorstellung des Unglücks überwogen wird, um so leichter, je weniger uns die davon Betroffenen angehen.

    Auch kann man die Lust am Erhabenen, in soweit sie von der das Maß des Gewohnten überschreitenden Größe oder Stärke abhängt, auf die Lust an starker rezeptiver Beschäftigung zurückführen. (Vgl. Abschn. XXXII.)

    Die Triftigkeit der Herbart-Zimmermann’schen Sätze, daß das Starke neben dem Schwachen, das Große neben dem Kleinen gefalle, das Umgekehrte mißfalle, ist jedenfalls auf die Bedingungen beschränkt, unter denen wir überhaupt stärkere rezeptive Erregungen schwächeren vorziehen, d. i. auf vorheriges Ausgeruhtsein betreffs rezeptiver Beschäftigung, wogegen der damit korrelate gegenteilige Vorzug, den wir den schwächern vor den stärkeren rezeptiven Anregungen geben, wenn wir durch starke ermüdet sind, nicht unter jene Gesetze tritt.