Vorwort zur ersten Auflage.1)

    Von den zwei, durch besondere Titel unterschiedenen Abteilungen dieser Schrift hat die erste den Zweck, die Atomistik der Körperwelt, nach ihrer Gestaltung durch die neuere exakte Physik, den philosophischen Anfechtungen gegenüber, denen sie unterliegt, als eine in der Natur gegründete, von der Naturwissenschaft daher geforderte, mit höheren allgemeinern Interessen nicht nur wohl verträgliche, sondern auch denselben dienstbare Ansicht ins Licht zu stellen, und von hier aus einige allgemeinere Blicke auf die philosophischen Richtungen zu werfen, mit denen sie in Konflikt kommt; die zweite, zu zeigen, wie ein philosophischer Abschluß der Atomistik, den ihre Gegner bisher noch vermissen konnten, doch denkbar sei, nicht unter Aufgabe ihres bisherigen Wesens und ihrer bisher festgestellten Sätze, sondern durch Vorwegnahme des Ziels ihrer bisher eingeschlagenen Richtung.

    Indem sich diese Schrift hiernach wesentlich gegen philosophische Gegner wendet, wendet sie sich doch keinesweges ausschließlich an dieselben. In der Hauptsache hat sie ein allgemeineres Publikum vor Augen, was Interesse an den allgemeinern Streitfragen, welche die Wissenschaft bewegen, nimmt, und dessen Urteil über die vorliegende bisher, wie mich dünkt, in unbilliger Einseitigkeit von der Gegenseite her bestimmt worden ist. Und gewiß verdient die Frage, um die es sich hier handelt, ein allgemeineres Interesse. Die Atomenfrage ist, vielleicht der Punkt, in dem heutige Philosophie und heutige Naturwissenschaft am härtesten zusammentreffen und wieder am weitesten auseinandergehen. Die Frage, gibt es Atome oder nicht, ist zugleich die Frage über die Grundgestaltung, fast kann man sagen, um die Existenz der einen und der anderen Lehre nach ihrem heutigen Bestande.

1)Die Kapitelverweisungen in diesem Vorwort sind nach den Abänderungen der Kapitelzahlen in der 2. Auflage abgeändert.
 
 
    Physiker anlangend, so kann sich diese Schrift zwar nicht speziell und vorzugsweise an sie wenden wollen, sofern es für die meisten derselben einer Verteidigung der Atomistik nicht bedarf, um einen philosophischen Abschluß derselben es nur wenigen zu tun sein mag. Doch dürfte für manche derselben die im ersten Teile gegebene Zusammenstellung der wichtigsten, teils empirischen, teils formalen Gesichtspunkte, auf welche sich die Atomistik stützen kann, immerhin in sofern von Interesse sein, als es (meines Wissens wenigstens) an einer Zusammenstellung der Art überhaupt fehlt, und als denen, welche nicht eine besondere Aufmerksamkeit auf die Fundamente der Naturwissenschaften gerichtet haben, leicht selbst entgeht, wie tief und wesentlich die Atomistik nach allen Seiten damit verwachsen, wie sehr durch das Bedürfnis, die Erscheinungen exakt und klar zu verknüpfen, gefordert ist; ja es dürfte darin, dass sie ihre größten Leistungen stets so still im Schoße der Naturwissenschaft vollbracht, und dagegen stets so laut von Seiten der Philosophen angegriffen worden ist, einer der Hauptgründe liegen, dass sie selbst unter Naturforschern noch nicht die volle und allgemeine Anerkennung gefunden hat, die sie verdient.

    Auch kann dem Physiker, der sich nicht einseitig in seiner Wissenschaft abschließen will, die Differenz, in der er sich über eine der wichtigsten Grundlagen derselben mit der herrschenden Philosophie findet, doch nicht gleichgültig sein; und nachdem eine Verhandlung darüber bisher fast nur von der Gegenseite her stattgefunden hat, mag es wohl sein Interesse berühren, dieselbe mit den zu Gebote stehenden Mitteln einmal von dem Standpunkt, auf dem er selbst steht, aufgenommen zu sehen. Hierbei galt es dann, weil die physikalische Atomistik nicht bloß, oder eigentlich gar nicht, mit physikalischen Gründen angegriffen wird, außer der Verteidigung durch solche, die für den Physiker als solchen immer die entscheidenden bleiben werden, auch die allgemeineren Gesichtspunkte und Beziehungen ins Auge zu fassen, unter welche die Atomistik tritt. Während nun die ersten Kapitel der ersten Abteilung sich vorzugsweise mit der rein physikalischen Seite des Gegenstandes beschäftigen, ist in den letzten auf die allgemeineren Beziehungen desselben eingegangen und in den als Zusatzkapitel abgesonderten zu den Prinzipien selbst, auf welche die physikalischen Argumente sich stützen, mit zurückgegangen.

    Vielleicht darf ich in dieser Beziehung für eine Reihe von Betrachtungen im 15. Kapitel der ersten Abteilung einige Aufmerksamkeit des Physikers insbesondere aus folgendem Gesichtspunkte in Anspruch nehmen. Es scheint mir, dass Physiker und überhaupt Naturforscher, wenn sie zu gewissen Grenzbetrachtungen ihres Gebiets gelangen, sich leicht dadurch desorientieren lassen, dass sie meinen, es sei hinter der Welt der körperlichen und geistigen Erscheinung noch ein dunkles Wesen anzunehmen und bei gründlichster Betrachtung darauf Rücksicht zu nehmen, wozu die Philosophie den Schlüssel sei es biete oder bieten solle. All’ was wir sehen, hören, tastend fühlen, ja wohl gar, was wir denken, sei doch nur subjektiver Schein, gezogen vor etwas, was den Schein erst gibt, der für Jeden ein anderer nach dem anderen Baue seines Auges und Gehirns, die nur Instrumente dieses Scheines; und es gelte endlich immer, nach dem wahrhaft und objektiv an sich Seienden, Realen zu fragen, das hinter aller Welt des Scheines liegt, und, wo nicht die Beschaffenheit und Verhältnisse dieses Seienden an sich, die immerhin unerkennbar sein mögen, aber die Verhältnisse der Scheinwelt dazu festzustellen und diese selbst jedenfalls als solche anzuerkennen. Das endlich sei die wahre Tiefe. (Kant, Herbart, die meisten Naturforscher, wenn sie sich vertiefen.) Ich suche zu zeigen, dass es die Tiefe eines Schattens ist, die man hinter der Tiefe der ganzen vollen lichten Welt noch sucht. Zwar gibt es Schatten, doch nur, den die Dinge auf einander selber werfen. Und die Verhältnisse davon aufzusuchen, gibt allein das wahre und höhere Licht.

    Es kann natürlich nicht meine Absicht sein, diesen Gegenstand im Vorwort hier rekapitulieren zu wollen; doch will ich hier zur Erläuterung noch eine kleine Historie beifügen, die mir eben beifällt, indem ich dieses schreibe. Prof. Ermann d. A. erzählte sie mir, als ich ihn vor Jahren in Berlin besuchte, und sie ist mir, ich weiß nicht warum, im Gedächtnis geblieben, nachdem mir so viel merkwürdigere Geschichten entfallen sind.

    Ein vornehmer Pole oder Russe besuchte ein großes Fabriketablissement in Berlin, das durch eine Dampfmaschine in Betrieb gesetzt war. Er ließ sich in der ganzen Anstalt herumfuhren, besah alle Teile derselben sehr genau, verfolgte das Ineinandergreifen der Maschinenteile, fragte nach allem Möglichen, unterhielt sich über die Verhältnisse der Anstalt mit dem herumführenden Werkführer sehr verständig, kurz, schien vollkommen über den Gang, das Getriebe der Anstalt orientiert zu sein; als er endlich, nachdem Alles durchgegangen war, zum höchsten Erstaunen des Werkführers sagte: wollen Sie mir nun nicht auch die unteren Räume zeigen, wo die Pferde stehen? – So fragt man nach den Pferden unten, nachdem man den ganzen Gang, und, wenn nicht den Erbauer, aber die Arbeiter an der Maschine, Alles vor Augen gehabt hat.

    Ich sage einfach in jenem Kapitel: es gibt keine Pferde unten. Gelänge es mir, mit meiner Darstellung der Philosophie auch nur eine Seele abzustreiten, die sich mit ihr in jene dunkle Tiefe der Betrachtungen verloren geben will, wo Alles nur Heulen und Zähnklappen und jeder wider den Anderen ist, so würde ich schon glauben, etwas geleistet zu haben,

    Nicht für unnütz halte ich es, besonders darauf hinzuweisen, dass, während die zweite Abteilung dieser Schrift sich ganz auf die erste stützt, und ohne die Begründungen der ersten gar keinen Boden haben würde, dagegen nicht das Umgekehrte der Fall ist, wenn schon die Gegner aus Gesichtspunkten, denen entgegenzutreten gerade eine Hauptabsicht dieser Schrift ist, es vielleicht so darstellen mögen, als hänge die Gültigkeit der physikalischen Atomistik, wie sie in der ersten Abteilung verteidigt wird, an der Gültigkeit einer philosophischen Atomistik, zu der sie Dieser oder Jener erheben oder in der sie Dieser oder Jener (respektiv wir selbst) abzuschließen versuchen mag; und könne ich also auch die physikalische Atomistik nur auf Grund der philosophischen halten wollen, in der ich sie in der zweiten Abteilung abzuschließen versuche. Dies aber heißt, meines Erachtens, die Sache auf den Kopf stellen. Selbst wenn man den metaphysischen Gesichtspunkt (im Sinne der Auffassung der Metaphysik), durch den ich den philosophischen Abschluß zu bewirken versuche, verwerfen will, würden damit doch alle Argumente, welche für die physikalische Atomistik nach ihrem heutigen Stande bestehen, bestehend bleiben. Die Sachlage ist die, dass die physikalische Atomistik, indem sie eine Gliederung und Untergliederung der Körper über das scheinbare Kontinuum hinaus in diskrete Teile fordert, behauptet und beweist, und darin liegt ihr Wesen, doch über die Beschaffenheit der letzten Glieder, der Grundatome noch nichts Bestimmtes auszusagen vermag. Wie sich die Welt in diskrete Weltsysteme und Weltkörper gliedert, so weiter der Weltkörper und jeder Körper in Atomensysteme (sog. Moleküle) und Atome, die nur aus ähnlichen Gründen eine kontinuierliche Masse zu bilden scheinen, als die Sterne im Nebelflecke. Das ist, kurz gesagt, das, was sie weiß. Aber wie groß, wie klein, wie gestaltet, als was überhaupt zu fassen sind endlich die letzten Glieder, die Grundatome? Die Physik vermag uns darüber nichts Sicheres zu sagen. Nur das eben weiß sie zu sagen, die Gliederung in Diskretes reicht weiter, als das Auge und das Mikroskop solche verfolgen läßt. Die Grenze aber liegt für sie noch im Unbestimmten und Dunkeln. Nun kann man diese Unbestimmtheit, die so in letzter Instanz physikalischerseits noch übrig bleibt, in philosophischem Interesse und mit einem philosophischen Vorblick zu erledigen suchen; aber gesetzt, das Interesse werde durch den Versuch nicht befriedigt, der Blick habe getäuscht, die philosophische Ansicht, die über den physikalischen Nexus von Tatsachen, den die heutige Atomistik repräsentiert und gewährt, hinaus oder hinter denselben zurückzugehen versucht, sei irrig, so würde dies nur eine neue philosophische Ansicht, einen zulänglichem Abschluß fordern, nicht jenen Nexus von Tatsachen, und hiermit nicht die physikalische Atomistik, ungültig machen. Dass aber die Atomistik in jener vorsichtigen Beschränkung, in der wir sie im ersten Teile halten, und in der sie jeder besonnene Physiker mit uns halten wird, wo selbst vieles physikalisch dabei zu Bestimmende noch dahingestellt wird, die philosophischen Fragen und Schwierigkeiten über das Wesen der Materie und Kraft aber noch gar nicht beginnen und nur ungehörigerweise ins Spiel gezogen werden könnten, dass, sage ich, die Atomistik in dieser vorsichtigen Beschränkung wirklich eine Ansicht ist, die einen Nexus von Tatsachen repräsentiert und gewährt, soll eben durch den ersten Teil dieser Schrift gezeigt werden.

    Wenn ich dann aber doch im zweiten Teile den Versuch mache, diese Beschränkung aufzugeben, und auf die letzte Konstitution der Materie selbst einzugehen, so mag man diesen Versuch mit Nachsicht aufnehmen. Will man einmal mit einer Metaphysik über eine Physik hinausgehen, und ich meine, es ist wirklich ein Bedürfnis des Menschen, nach jedem Ziel vorauszublicken, schon ehe man dabei steht, so halte ich dafür, dass die dort aufgestellte Ansicht die wahrscheinlichste ist, auf die man kommen kann, indem sie sich eben so als absolute Grenze des Weges, den der Nexus der physikalischen Tatsachen schon zu gehen nötigt (daher auch schon Physiker vor mir darauf gekommen sind), wie dadurch empfiehlt, dass sie selbst einen reinen und klaren Nexus metaphysischer Begriffe mitführt, der nun freilich kein dialektischer im Sinne der neueren Philosophie ist, den ich aber demselben weit vorziehe, weil er nicht bloß Produkt und Produzent eines zweideutigen Formalismus ist, sondern den vorstellbaren Zusammenhang der Weltdinge direkt und kompakt in letzte Spitzen und Knoten zusammenfaßt. Indem ich aber selbst gestehe, dass ich die Metaphysik für keine so exakte Wissenschaft halte, als die mathematische Physik, gestehe ich auch ein Moment der Unsicherheit in solchen Betrachtungen, wie ich sie anstellen werde, zu. Man mag dies Bekenntnis der Unsicherheit eines der wichtigsten Teile der Philosophie für eine Ketzerei gegen die Philosophie selbst halten, doch spricht jedenfalls der tatsächliche Stand aller bisherigen Metaphysik für mich.

    Mit Vorigem glaube ich zugleich den formellen Gesichtspunkt, nach welchem ich in dieser Schrift die physikalische und philosophische Atomistik scheide, hinreichend bezeichnet zu haben; denn Mißverständnis wäre es, mir eine Scheidung in der Sache aufbürden zu wollen. In der physikalischen Atomistik stelle ich das auf, was sich bis jetzt physikalisch, d. i. durch eine Verknüpfung von Tatsachen begründen läßt, in der philosophischen das, was sich auf Grund des physikalisch Begründeten philosophisch, d. h. aus dem Bedürfnis, einen reinen begrifflichen Abschluß zu erhalten, fordern läßt. Aber Forderungen haben überhaupt nicht leicht die Sicherheit von Begründungen; und es ist gut, beides so scharf und streng als möglich auseinander zu halten. Nur darum eben sind hier zwei Teile aus dem gemacht, welchem eine einige Sache unterliegen muß. Nach Maßgabe, als die Physik fortschreitet, wird sie nun entweder den philosophischen Vorforderungen immer mehr nachkommen oder die Philosophie ihrerseits ihre Forderungen nach diesen Fortschritten immer mehr entweder berichtigen oder fester stellen können; denn je weiter der Fortschritt zum Ziele, desto sicherer der Vorblick danach. Das richtige philosophische Ziel der Physik wird endlich die Vollendung der Physik sein.

    Ich wünschte, dass auch die Gegner der Atomistik die Trennung der zwei Fragen, die hiermit gemacht wird, wohl im Auge behalten: besteht eine Gliederung der kontinuierlich erscheinenden Körpermassen, und, ist die Weise, wie sich Dieser oder Jener, wir selbst, die Konstitution der letzten Glieder denkt, richtig? und eben nur in jener Frage die Lebensfrage der physikalischen Atomistik sehen mögen, weil sie in der Tat nur darin liegt. Nur zu häufig, ja vielleicht gewöhnlich, wird die erste Frage bloß deshalb verneint, weil sie mit der zweiten zusammengeworfen, verwechselt und vermengt wird. Man trennt aber doch sonst überall zweckmäßig zwei Fragen, wenn sie sich wirklich trennen lassen und möglicherweise eine verschiedene Beantwortung zulassen, was hier der Fall ist. Was ist nicht Alles über die Konstitution der letzten Atome gefabelt und gefaselt worden, wie wenig klare Vorstellungen herrschen noch über das Wesen der Materie überhaupt und haben in atomistischen Darstellungen nicht minder als dynamischen Platz gegriffen. Die Beurteilung der Triftigkeit der physikalischen Atomistik innerhalb der bezeichneten Grenzen hängt aber gar nicht hieran, sondern bloß ihre Fortentwickelung und Vertiefung. Wer durch solche untriftige Auffassungen der letzten Glieder und des Begriffs der Materie, Kraft u. s. w. die diskrete Gliederung der Materie überhaupt widerlegt halten wollte, würde gerade so untriftig schließen, als wer die Zellen in der Pflanze damit widerlegt halten wollte, dass über die ursprüngliche Bildung, die letzte Konstitution der Zellenwand und es Zellenkerns und den Begriff der Zelle selbst noch höchst unsichere, schwankende und unklare Vorstellungen bestehen. Die Zelle besteht trotzdem. Ein Fehler der Gegner ist freilich der, dass sie meinen, die Existenz des Atoms sei darum weniger erweislich, als der Zelle, weil jene nur durch einen Zusammenhang von Erfahrungen, diese schon durch eine einzelne Erfahrung konstatiert werden kann. Hierüber weiter zu sprechen, ist im Vorwort nicht der Ort; die Schrift selbst wird diesen Punkt weiter zu beleuchten haben.

    Ich bezweifle freilich nicht, dass mein obiger Wunsch umsonst getan ist. Die philosophischen Gegner werden ebenso wenig geneigt sein, auf die verlangte Trennung der genannten Fragen einzugehen, als noch einiger anderen Fragen, worauf ich nicht minder im Laufe dieser Schrift dringe; und ich leugne gar nicht, dass in jedem aprioristischen Zusammenhange alle diese Fragen auch im Zusammenhange werden aufzufassen und zu behandeln sein. Allein man vergesse nicht, dass im Folgenden nicht die Absicht ist, den mannigfachen und sich widerstreitenden aprioristischen Untersuchungen über diese Fragen eine neue hinzuzufügen, wozu gewiß kein Bedürfnis vorhanden ist, sondern vielmehr denselben auf einem von ihrem Widerstreite unbeteiligten Wege entgegenzutreten, mit der Untersuchung dessen nämlich, was Tatsachen im Sinne exakter (d. i. logisch mathematischer) Verknüpfung lehren und fordern. Selbst der Philosoph aber, mag er auch diesen Weg nicht selbst gehen wollen, kann oder sollte wenigstens nicht eine Kontrolle und Prüfung auf demselben verwerfen. Um so mehr setze ich voraus, dass sie anderen erwünscht sein kann; und ich wende mich wie gesagt nicht allein an Philosophen. Die exakte Wissenschaft kann aber prinzipiell nicht aus Einem vorweggenommenen Grundsatz heraus Alles beweisen oder erledigen wollen, wie es die Philosophie wohl oft versucht, aber niemals geleistet hat; und das bisherige Mißlingen dieser Versuche macht selbst die Kontrolle auf dem anderen Wege nötig, den wir hier einschlagen. Darum bedarf es hier einer Trennung von manchen Fragen, welche die Philosophie immerhin in solidarischer Verbindung behandeln und sich damit der Gefahr aussetzen mag, dass mit einem Teile ihres Zusammenhanges ihr ganzer Zusammenhang fällt.2)

2) Eine Abhandlung des jüngeren Fichte gegen die Atomistik (in d. Zeitschr. f. Philos. 1854 S. 24), die mir zu Händen kommt, nachdem diese ganze Schrift mit Einschluß des Vorworts schon geschrieben war, gibt mir Anlaß, dem Obigen noch einige bekräftigende Worte hinzuzufügen. Die oben geforderte Trennung beider Fragen wird auch in dieser Abhandlung vermißt; und was vom Verf. gegen die Versuche mancher Physiker, teils die letzte Konstitution der Atome zu ergründen, teils die Tatsache der Atome begrifflich zu fassen, zu beziehen und zu deuten, nicht untriftig gesagt worden ist, erscheint doch sogleich untriftig, wenn es gegen die Atomistik überhaupt gelten soll. Nach Maßgabe als der Physiker über die Grenzen der ersten Fragstellung hinaus in das Gebiet der Philosophie hinübergreift, und die Aufforderung dazu bestreite ich nicht, da ich ihr selbst nachgebe, fällt er auch fast notwendig dem Schicksal anheim, was alle philosophischen Versuche, das Letzte zu ergründen und Grundbegriffe auf einander zu beziehen, bisher gehabt haben, d. i. ins Schwankende, Streitige zu geraten, wobei das Meiste in der Regel Wortstreit ist.
Aber eben deshalb muß man Das, worüber alle Atomistiker einig und aus physikalischem Gesichtspunkte klar sind, von Dem trennen, worüber sie uneins und philosophisch unklar sind. Indem Fichte eins mit dem anderen verwirft, schüttet er das Kind mit dem Bade aus, das allein wegzuschütten war. Hierzu bringen wir selbst einen Topf herbei; das Kind aber wollen wir retten.
Die physikalische Atomistik, wie sie von mir im 13. Kapitel des ersten Teils dargelegt ist, kann überhaupt weder philosophisch (aus Begriffen heraus) begründet, noch widerlegt werden; sie kann aber selbst unter den Grundlagen einer Philosophie zählen, welche ihre Begriffe auf Sachverhältnisse stützen will. Die philosophische Atomistik, wie sie von mir im zweiten Teile dargelegt ist, steht natürlich auch philosophischen Einwürfen offen. Eine ausführlichere Replik gegen Fichte habe ich im dritten Heft der philosophischen Zeitschrift 1854 geliefert.
    Man wird übrigens schon nach dem Umstande, dass ich nach einer Bestreitung der philosophischen Gegner im ersten Teile selbst auf den Versuch eines philosophischen Abschlusses der Atomistik im zweiten Teile eingehe und im Laufe des ersten Teils sogar ein Hauptargument für die Atomistik darein lege, wie gegen so manche Physiker (und Chemiker) selbst damit verteidige, dass sie durch die Philosophie der Physik gefordert werde, dieser Schrift nicht den Vorwurf machen können, dass sie eine antiphilosophische Richtung verfolge. Und so sehr die Richtung unserer Philosophie, die wir so zu nennen uns nicht scheuen, der herrschenden aus gewissem Gesichtspunkte entgegengesetzt sein mag, bleibt ihr doch die Aufgabe, Allgemeinstes, Höchstes und Letztes zu suchen, damit gemein. Der Unterschied liegt zuletzt nur in dem Wege und der Weise des Suchens. Nun bestrebe ich mich zu zeigen, dass mit der Atomistik sich nicht nur ein Suchen Dessen, was die Philosophie zu suchen hat, sehr wohl verträgt, sondern dass sie selbst als ein Fund im Sinne dieses Suchens zu betrachten ist, der von der Philosophie vorlängst zuerst erblickt, von der Physik aber aufgehoben ward, und den diese der Philosophie, die ihn inzwischen verwarf, in vollkommenerer Gestalt nun wieder bietet. Ich suche zu zeigen, wie eine Philosophie, die diesen Fund verwirft, sich selbst verloren gibt; womit doch nicht die Philosophie überhaupt verloren sein wird; denn die Philosophie stirbt nicht. Alles, was ich in dieser Schrift gegen die Philosophen und die Philosophie ohne Beisatz sage, hat man also auch nur gegen die jetzt weit vorherrschende antiatomistische Richtung der Philosophie, nicht gegen die Philosophie überhaupt gesagt zu halten. Es wäre nur weitläufig gewesen, dies jedesmal besonders hinzuzufügen; und wer mich in dieser Beziehung nicht mißverstehen will, kann mich nicht mißverstehen.

    Wenn man aber die Angriffe in dieser Schrift gegen die Schelling’sche, Hegel’sche, Herbart’sche und die von ersteren abgeleiteten Weisen des Philosophierens (als sämtlich der antiatomistischen Richtung angehörig und sie heutzutage hauptsächlich bestimmend) doch etwas hart und unumwunden findet, so möge man nicht übersehen, dass sie als Abwehr gleich harter und, wie hier mindestens zu zeigen versucht wird, minder gerechter und begründeter Angriffe gegen die hier vertretene Lehre motiviert sind.

    Es mag aber allerdings sein, dass im Eifer der Verteidigung oder des Angriffs die Anerkennung doch zu sehr zurücktritt, die in jedem Fall Männern gebührt, welche, wenn auch nicht die wirklichen Besitzer der absoluten Sophia, als die sie sich selbst laut proklamierten, doch sicher die Vertreter und Erhalter einer Philosophia längere Zeit hindurch gewesen und es noch in ihren Abkömmlingen sind, die nur das lebhafte Begehren mit dem Haben, den Gang mit dem Ziele verwechselte. Gibt’s doch ohne Begehren kein Haben, ohne Gang kein Ziel; und wer wird je sich des vollen sicheren Habens, der richtigen Fassung des Ziels voll rühmen können! Ja, gestehe ich es, fast schlägt mir das Gewissen, wenn ich mich erinnere, was ich selbst jenen Männern verdanke, wie ich, der ich so weit von Schelling abgefallen und nur diesen Abfall hier zur Geltung bringe, doch ursprünglich mit meiner ganzen Philosophie von seinem Stamm gefallen; wie ich die beste Frucht von einem freilich weit abgebogenen Zweige Hegel’s gepflückt, wie ich aus Herbart’s Asche, um die ich Stamm und Frucht bedaure und vermisse, doch eine Kohle auf meinem eigenen Herde gebrannt (Zend-Avesta H. 351. 43. 373). Es soll ja aber auch mit all’ dem, was in dieser Schrift nach ihrem Charakter als Streitschrift gesagt ist und gesagt werden mußte, nicht überhaupt gesagt sein, dass Die, gegen welche sie sich richtet, ganz umsonst gelebt und gestrebt haben, da sie das Bewußtsein, dass es über der gemeinen Sinnesbetrachtung, der zerstückelten Weltauffassung, der toten Regel noch etwas Allgemeineres, Höheres, Lebendigeres, Ganzes, nach allen endlichen Zielen auch letzte Ziele gebe, nicht nur aufrechterhalten, sondern auch diesem Bewußtsein eine, wenn schon nur schwankende und zerfließliche Gestaltung, aber doch eine Gestaltung, die sicher große Züge der Wahrheit enthält, gegeben haben; und dass Alle, die von ihnen ausgegangen und über sie hinausgegangen (denn wer stände noch ganz bei ihnen), nur in größere Irren gegangen sind. Im Gegenteil; es hieße, mit ihrem Streben zugleich das unsere schlagen. Nur eben in dieser Schrift, bei diesem Gegenstande war wenig Anlaß, dies hervorzuheben, was ich hier nun zur Ergänzung eines sonst mit Recht unbillig und halb blind erscheinenden Urteils glaube hervorheben zu müssen, da die Opposition, in die ihre Richtungen gegen die hier vertretene treten, meines Erachtens eben nicht auf jenen Vorzügen der großen, hohen, einigen, lebendigen Betrachtung und Gestaltung, sondern auf dem gänzlichen Verkennen und Fehlen der Bedingungen einer klaren Betrachtung, einer haltbaren Gestaltung, auf der Zerfließlichkeit und Bodenlosigkeit ihrer Fundamente beruht; und in dieser Hinsicht weiß ich nichts von den gemachten Angriffen zurückzunehmen oder in Betreff Herbart’s nur so viel auszunehmen, als ich freilich zugleich von jenen Vorzügen bei ihm zurücknehmen muß.

    Vielleicht kann es für den ersten Blick auffallend erscheinen, dass gerade gegen Herbart sich in dieser Schrift manche vorzugsweise scharfe Äußerungen finden, da unter allen genannten Richtungen die seinige der hier vertretenen am verwandtesten erscheinen mag. Ist er doch auch ein Atomistiker, in anderer Bedeutung zwar, so dass er unserer Atomistik direkt widerspricht; aber hängt dies nicht bloß daran, dass er mit seiner Atomistik bis zu größerer Tiefe herabgegangen? bleibt doch das atomistische Prinzip ihm mit uns gemein; – dringt er doch ganz ebenso sehr wie wir darauf, rein vom Gegebenen auszugehen, zwar nur, um es sofort in ein Nichtgegebenes zu verwandeln; aber teilen wir nicht mit dem atomistischen Prinzip nun auch den Ausgangspunkt und Realgrund seines philosophischen Ganges, und sind nicht unsere Atome auch ein Nichtgegebenes?

    So mag man den Grund darin finden, dass, wo zwei Richtungen nicht überhaupt zusammenfallen, jeder Berührungspunkt mehr zugleich ein Divergenzpunkt mehr ist, der die Abweichung um so schärfer hervortreten läßt, und zwischen Verwandten die Gelegenheit zu Konflikten oft am größten. In der Tat sind jene Berührungspunkte, die ich anerkenne, zugleich Punkte, von denen aus die wesentlichste Abweichung beginnt, so, dass man nach Allem die Verwandtschaft der beiderseitigen Weltanschauungsweisen doch nicht zu groß finden wird.

    Inzwischen weil Das, was wir unsere philosophische Atomistik nennen, sei es im Prinzip, sei es in der Sache, doch um so leichter mit der Herbart’schen Monadologie verwechselt werden könnte, als sie sich auch im Namen der einfachen Wesen mit ihr begegnet, habe ich kurz sowohl jene Berührungspunkte, die sie wirklich damit gemein hat, als die Gesichtspunkte der Abweichung davon in einer übersichtlichen Zusammenstellung der Hauptmomente der beiderseitigen Weltansichten in einem Kapitel der zweiten Abteilung zu resümieren gesucht,3) wobei ich mir erlaube, hinsichtlich der näheren Begründung meines Urteils über die Herbart’sche Metaphysik (um die sich’s allein bei den hier besprochenen Fragen handelt) auf eine, diesem Gegenstand besonders gewidmete Abhandlang in Fichte’s Zeits. N. V. Band XXIII. Heft l mit zu verweisen.

            3) Dieses Kapitel ist in der jetzigen Auflage durch ein anderes von allgemeinerer Tendenz (das 28) vertreten.

    Ob aber die Richtung, die ich den genannten Richtungen gegenüber in dieser Schrift vertrete, und nach ihren formellen Gesichtspunkten an mehreren Orten dieser Schrift zu charakterisieren versucht habe, wirklich die richtige sei, darüber läßt sich freilich so gut streiten, als jene Richtungen unter einander selbst streiten, und es kann nun diese Schrift selbst mit zu dieser Vertretung dienen.

    Indem ich in diesem Vorwort die Richtung, den Charakter und Inhalt der ganzen Schrift nach ihren beiden Abteilungen zugleich in allgemeinster Weise vorweg anzudeuten suchte, liegt es in der Natur der Sache, dass auf Manches davon in den besonderen Eingängen und Betrachtungen dieser Abteilungen wird zurückzukommen sein, und es möge also entschuldigt werden, wenn in dieser Beziehung Einiges von allgemeinen Gesichtspunkten hier vorgegriffen und später als Wiederholung erscheint.
 
 

Vorwort zur zweiten Auflage.

    Seit dem Erscheinen der vorigen Auflage dieser Schrift (1855) hat sich der Stand der physikalischen Atomistik nicht wesentlich geändert; sie hat sich nur fort und fort weiter entwickelt und ist damit immer fester gewurzelt, wie ein Baum nach Maßgabe, als er mehr Zweige treibt, auch fester wurzelt. Nun war es von vorn herein nicht die Aufgabe dieser Schrift, das System der atomistischen Naturlehre eingehend darzustellen; also kann es auch nicht die Aufgabe dieser neuen Auflage sein, den Fortschritten derselben zu folgen; sondern ihre wesentliche Aufgabe besteht nach wie vor ausgesprochenermaßen nur darin, die Grundgesichtspunkte der atomistischen Ansicht einerseits den philosophisch dagegen erhobenen Einwänden gegenüber zu rechtfertigen (erste Abteilung), andererseits einen Weg philosophischer Abschließbarkeit der physikalischen Atomistik zu zeigen (zweite Abteilung); und da in beider Hinsicht noch ganz die früheren Gesichtspunkte und Gründe fortbestehen, so war von keiner dieser Seiten Anlaß, diese zweite Auflage wesentlich gegen die erste umzugestalten oder zu erweitern. Inzwischen bot sich mancher Anlaß zu Vervollständigungen dar, und habe ich Anlaß genommen, verschiedene mit der Hauptfrage in Beziehung stehende Punkte und Fragen von allgemeinerem Interesse eingehender als früher zu behandeln, wodurch trotz mancher Kürzungen und conciseren Fassungen, die ich nach anderen Seiten habe Platz greifen lassen, der Umfang dieser Schrift gegen die vorige Auflage um mehrere Bogen gewachsen ist. So sind die Kapitel 5, 9, 27, 28 ganz neu hinzugekommen, und die Kapitel 16, 21, 24, 25 durch erhebliche Zusätze erweitert, kleinerer Zusätze in fast jedem Kapitel nicht zu gedenken. Dabei durfte die Übersichtlichkeit des Stoffes durch vielfach vorgenommene Abänderung in Verteilung und Zusammenfassung desselben gewonnen haben.

    Man hat mir gesagt, ich würde wohl besser getan haben, die Gründe für die Atomistik einfach darzustellen, als mich so viel mit Philosophen dabei herumzuschlagen, wie es geschehen; die Gründe würden doch ihres Eindrucks nicht verfehlt haben. Vielleicht hat man Recht. Die Schrift würde jedenfalls an conciser Fassung und Haltung gewonnen haben, und viele Betrachtungen, die Viele gar nicht interessieren, denen es einfach bloß um die Tatfrage der Atomistik zu tun ist, würden weggefallen sein. Inzwischen ist diese ganze Schrift aus einer oppositionellen Richtung gegen die neuere Philosophie hervorgegangen, und die Atomistik würde gar keiner Verteidigung bedürfen, wenn sie nicht von den Philosophen angegriffen worden wäre. Es war daher schwer, wenn nicht unmöglich, eine Rechtfertigung derselben abzufassen, ohne sie gegen die Philosophen zu richten; und wenn sich die Schrift überhaupt nicht in diesem Sinne umarbeiten ließ, ohne sie zu einer ganz neuen mit neuer Tendenz zu machen, so habe ich es, näher erwogen, auch nicht für zweckmäßig halten können. Die ganze Schrift wird ihrer Haupttendenz nach überflüssig geworden sein, wenn der Widerstand der Philosophen gegen die Atomistik ausgestorben sein wird, ein Zustand, dem die Zeit sicher entgegengeht; da er aber doch noch nicht eingetreten ist, so mag man der Schrift immerhin gestatten, in Beibehaltung ihrer früheren Tendenz und Fassung, so viel an ihr ist, etwas dazu beizutragen, ihn herbeizuführen. Ganz fruchtlos ist sie doch in dieser Beziehung nicht gewesen.

    Meinerseits lege ich überhaupt weniger Gewicht auf die in dieser Schrift gegebene Zusammenstellung der Gründe für die Atomistik, deren es in Kurzem nicht mehr bedürfen wird, als den darin gemachten Versuch, die Atomistik dem Gesamtbestande unserer Erkenntnisse triftig einzuordnen und gewisse allgemeine Formalprinzipien dabei zur Geltung zu bringen, der nicht bald eben so überflüssig sein wird, weil er noch weit von einer allgemeinen Geltung entfernt ist. Die Atomistik hat sich schon gegen eine ihr hart widerstrebende Philosophie so gut als durchgesetzt; um sie aber selbst philosophisch recht zu stellen, muß auch erst eine andere Philosophie durchgesetzt sein, eine Philosophie, welche die Atomistik nicht bloß unwillig und in halbem Zugeständnis in ihren aprioristischen Nexus aufnimmt, weil sie nun einmal nicht mehr abzuweisen ist, sondern die in Verallgemeinerungen über sie und andere Einzelgebiete faktischen Wissens und praktischen Interesses emporsteigt; und ich habe gern die von der Behandlung der Atomenfrage aus sich darbietenden Gelegenheiten ergriffen, diese Richtung der Philosophie, die ich für die rechte halte, zu bezeichnen, und die Atomistik selbst in diesem Sinne zu stellen. Man würde aber der Schrift mit Unrecht vorwerfen, dass sie das philosophisch Postulierte und physikalisch Begründete vermischt, da vielmehr beides in ihr überall streng, selbst äußerlich, auseinandergehalten ist; wonach es jedem freisteht, sich vielmehr an die eine oder andere Seite der Betrachtung zu halten.

    Bei dem durchweg oppositionellen Charakter, den dieselbe hiernach gegen die Hauptrichtungen der neueren Philosophie trägt, konnte es nicht fehlen, dass sie von dieser Seite her ihrerseits vielen Anfechtungen ausgesetzt war. Insoweit mir dieselben von beachtenswerter Seite herzurühren schienen, sind sie von mir in einigen Abhandlungen in Fichte’s philos. Zeitschrift 4) beantwortet, und, insoweit sie mir an sich der Rücksichtnahme zu bedürfen schienen, hier nachträglich berücksichtigt worden, ohne dass ich mich veranlaßt gefunden hätte, eingehende Erörterungen in dieser Hinsicht nachzutragen. Manchen Einwänden kehrt man doch besser den Rücken, als sie zu bekämpfen.

4) "Über die Atomistik." 1854. S. 25. "In Sachen der Atomistik." 1856. S. 61. 165. "Üeber den Punkt." 1858. S. 161.
 
 
    Billig ist der Wunsch, dass man nicht immer von Neuem auf Einwände gegen die Atomistik zurückkomme, die in der Schrift erledigt sind, ohne sich um das zu kümmern, was zur Erledigung derselben darin gesagt ist; doch wird er wohl wie bisher unerfüllt bleiben.

    Seit dem ersten Erscheinen dieser Schrift sind einige andere Schriften über Atomistik erschienen, von Drossbach, von Langenbeck und von Grassmann, die im historischen Kapitel näher verzeichnet und kurz charakterisiert sind. Hier genüge es, ihr Verhältnis zur vorliegenden Schrift kurz anzudeuten.

    Drossbach’s Atome, ungeheure Kraftkugeln, haben nur den Namen mit unseren Atomen, und seine Atomistik mit unserer Atomistik nur den Versuch gemein, die Körperwelt damit zu konstruieren. – Langenbeck hütet sich mit seinen metaphysischen Atomen so sehr, in die Physik eingreifen zu wollen, ja fast ihr damit zu nahe zu kommen, dass das Verhältnis zu unserer Atomistik von anderer Seite damit verloren geht. – Hingegen ergänzt sich Grassmann’s Schrift in ihrer Tendenz, die Atomistik aus rein physikalischem Gesichtspunkte zur Geltung zu bringen, insofern mit der unseren, als die unsere in Ausführungen der Atomistik nur insoweit eingeht, als zur Rechtfertigung der Atomistik nötig ist, und die einfache Atomistik nur als Abschluß der physikalischen Atomistik in Aussicht stellt; hingegen die Grassmann’sche von einer Rechtfertigung der Atomistik nur so viel beibringt, als zur Einleitung ihrer Ausführung nötig war, und dabei sofort von der einfachen Atomistik ausgeht; ein Versuch, den ich freilich zur Zeit noch für zu gewagt halte, um ihm in jeder Hinsicht beipflichten zu können.